Uferlos-Reporter:Batikkleider und Mondhanf

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"Legalisierung liegt in der Luft" lautete 2016 das Motto der Berliner Hanfparade. Plakate können sich die Demonstranten sparen, das charakteristische Blatt ist Botschaft genug. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Beim Uferlos-Festival darf jeder mal ein bisschen Hippie sein

Von Marlene Krusemark

Wer an Festivals denkt, denkt auch an Woodstock. Höhepunkt der Hippie-Bewegung der 60er, bekannt durch Antikriegsstimmung, alternative Lebensideale und nicht zuletzt: Drogenkonsum. LSD, Meskalin, Marihuana, Haschisch - die Liste der illegalen Substanzen, die in den drei Tagen Woodstock konsumiert wurden, ist lang und prägt bis heute die Wahrnehmung davon, was auf einem Musikfestival nebenher so passiert.

Die Hippies der 60er beeinflussen nach wie vor das Angebot vieler Festivals, so auch das beim Uferlos: Batikkleider, T-Shirts mit indischen Elefantenprints und Traumfänger flattern im Wind, gegenüber gibt es braune Ledertäschchen und Arganöl zu kaufen. Das kommt ursprünglich aus Marokko, wo außerdem fast die Hälfte des weltweit verfügbaren Haschisch produziert wird.

Wie sieht es mit illegalen Substanzen aus? Auf dem Weg zum Uferlos kommen einem zwar ein paar Festivalbesucher in bauschigen Haremshosen entgegen. Aber: Keine Polizeikontrollen mit Drogenspürhunden, wie man es von anderen Festivals kennt. Der Blick in die Tasche am Eingang ist kurz, man merkt sofort: Hier ist der Verdacht auf berauschende Substanzen gering. Über Umwege gelangt die umstrittene Pflanze auch zum Uferlos - oder zumindest die Idee davon. Irgendwo blitzt der Schriftzug "Legalize" durch - bei näherem Hinschauen heißt es dann aber doch nur "Legalize Edelweiß" und hat nichts mit der Legalisierung von Marihuana zu tun, sondern mit der Herstellung von Naturwollponchos.

Am nächsten kommt man den illegalen Substanzen im Nachhaltigkeitszelt. Ein junger Mann läuft barfuß durch die Stände. Seine Haare trägt er zwar nicht als gefilzte Dreadlocks, aber immerhin fast bis zu den Schultern. Er ist der Juniorchef des Fashion & More Shops, wo man unter anderem Mondhanf kaufen kann. Hergestellt wird das neue Superfood auf Hanfplantagen bei Zolling. Allerdings wird streng geprüft, dass nicht mehr als 0,2 Prozent THC enthalten ist. High werden kann man davon nicht, seinen Salat aufpeppen schon.

Dem Mondhanf gegenüber hat die Forstverwaltung einen Pilz-Schautisch aufgebaut. Den Zunderschwamm hat aufgrund seiner hervorragenden Brennfähigkeit schon Ötzi benutzt. Allerdings auch hier keine Spur von Rausch: Die Pilze zersetzen nicht wie Magic Mushrooms die Realitätswahrnehmung - dafür aber totes Holz.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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