Transgourmet in Lerchenfeld:Die Bedenken bleiben

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Auch die geänderten Fassaden-Pläne von Transgourmet können die Anwohner-Initiative nicht überzeugen. Sie wirft alles in die Waagschale, um genügend Unterschriften für einen Bürgerentscheid zu bekommen.

Von Johann Kirchberger, Freising

Wie viele Unterschriften für das Bürgerbegehren gegen die Ansiedlung des Logistikunternehmens Transgourmet bisher gesammelt wurden, haben die Aktivisten der Interessengruppe Transgour-nee bei ihrer Arbeitssitzung am Donnerstagabend partout nicht sagen wollen. Man bewege sich aber im vierstelligen Bereich, sagte Markus Kelnhofer, und zeigte sich recht optimistisch, bis 4. Juni die notwendigen 2500 Unterschriften zusammen zu haben. Dazu beitragen sollen in den nächsten Wochen Infostände, Plakate und Steckaktionen. Ein viertes Infoblatt, das die negativen Auswirkungen des Logistikunternehmens für ganz Freising aufzeige, sei gerade in Vorbereitung. "Wir sind nicht tot, wir sind rege und sehr aktiv", so Kelnhofer. Zufrieden zeigte er sich damit, "dass wir von der Stadt ernst genommen werden".

Das sah auch Karl-Heinz Häberle so. Die vom Gestaltungsbeirat erreichte Fassadenänderung sei zwar positiv, sagte er, "unsere Bedenken aber bleiben". Das sei ja bisher nur ein grober Entwurf eines Planungsbüros, was davon übrig bleibt, werde man sehen. "Aus einem Betonklotz kann man keinen Schokoriegel machen, auch wenn man Silberpapier drüber stülpt." Anders als der Oberbürgermeister sei man nicht bereit, die Kröte Transgourmet zu schlucken, "egal wie sie aussieht". Die Argumente gegen die Ansiedlung des Logistikunternehmens - Lärm durch Lastwagen und Kühlaggregate, die Feinstaubbelastung, die Gefährdung des Schulwegs, die Verkehrsbelastung und die Zerstörung des Stadtbilds - seien dafür einfach zu massiv.

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Die Befürchtungen der Aktivisten verstärkte Michael Roth, der zwei Verteilzentren von Transgourmet in Ulm und Riedstatt besucht hatte. Über 50 Lastwagen habe er dort gezählt, die im Freien mit laufendem Motor vor den Hallen gewartet hätten. Angeliefert werde dort von 18 bis 10 Uhr früh. Die wahren Auswirkungen, so Roth, würden in Freising verniedlicht. Steht die Halle erst einmal, seien Fakten für die nächsten 30 Jahre geschaffen. Zudem wolle das Unternehmen ja weiter wachsen und die Umsätze pro Jahr um sechs Prozent steigern.

Problematische Zusammenhänge zwischen der dritten Startbahn und Transgourmet sieht Reinhard Kendlbacher, Mitglied von Plane Stupid und der Bürgerinitiative Freising. In beiden Fällen würden Gutachter eingesetzt, die sich hinter Gesetzen versteckten, die Lobbyverbände erarbeitet hätten. Für negative Auswirkungen auf Lerchenfeld sorge aber nicht nur Transgourmet, warnte er. Hinzu kämen ja noch das geplante Logistikzentrum der Staatsbrauerei Weihenstephan mit 120 bis 140 Lkw-Bewegungen am Tag, die Autobahn und der Flughafen. In der Summe würden Lärm und Feinstaub "gravierende gesundheitliche Auswirkungen" auf die Menschen haben. In diesem Zusammenhang bemängelte er, dass die Staatsbrauerei bisher kein Geschäftsmodell vorgelegt habe, "wir wissen ja gar nicht, wann und wo die fahren".

In der Gesamtheit prophezeite Kendlbacher eine enorme Zunahme des Verkehrs und zusätzliche Staus, die durch die Westtangente noch zunehmen würden. Wenn auch noch die dritte Startbahn kommen sollte, wäre es ganz aus, "das wäre verheerend". So habe er erfahren, dass Transgourmet Lärmschutzfenster einbauen müsse, weil durch die dritte Startbahn ein Dauerschallpegel von 70 Dezibel zu erwarten sei. Den Schlaf der Menschen in den angrenzenden Wohngebieten raube aber nicht der Dauerschall, sondern das Einzelschallereignis. Am Flughafen starte und lande von 24 bis 6 Uhr kaum ein Flugzeug, die Lastwagen von Transgourmet aber rollten von vier Uhr an.

Kendlbacher kritisierte auch, dass die Stadt bei den Planungen für das Gewerbegebiet Clemensänger ihr eigenes Klimaschutzkonzept völlig außer acht gelassen habe. Das sei 25 Seiten stark und habe das Ziel, bis zum Jahr 2030 den CO₂-Ausstoß um 50 Prozent zu reduzieren. Ein Ziel, das angesichts der vielen Belastungsfaktoren unmöglich zu erreichen sei. Für Jürgen Weichert war deshalb klar: "Die Ansiedlung von Transgourmet ist ein völlig falscher Schritt in die falsche Richtung".

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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