Teil der Ernte ist vernichtet:Hagelschlag im Hopfengarten

Lesezeit: 2 min

Jakob Schauer versteht die Welt nicht mehr. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren sind die Hopfengärten seiner Familie in Grafendorf bei Rudelzhausen zum Teil zerstört worden.

Petra Schnirch

Au/Rudelzhausen - Jakob Schauer versteht die Welt nicht mehr. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren sind die Hopfengärten seiner Familie in Grafendorf bei Rudelzhausen zum Teil zerstört worden. "Da ist kein Blatt mehr dran", sagt er. Im vergangenen Jahr ging zudem in zehn Kilometer Entfernung ein vernichtender Hagelschlag nieder. So folgenschwere Gewitter habe es früher nie gegeben, jetzt aber "kommen sie immer wieder". Bei dem Unwetter am 6. Juni sind nach Angaben des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer etwa 1500 Hektar Hopfenanbaufläche - fast zehn Prozent des gesamten Gebiets in der Holledau - beschädigt worden.

Familie Feiner in Herbersdorf bei Au hat es dieses Mal nicht ganz so schlimm erwischt wie 2009. Dennoch rechnet Alexander Feiner in etwa der Hälfte seiner Hopfengärten mit Ernte-Einbußen von mehr als 50Prozent.

"Nicht schon wieder" - das sei ihm als Erstes durch den Kopf geschossen, als er noch am gleichen Abend die Hopfengärten inspizierte, schildert Feiner. Auf dem Hof in Herbersdorf fiel kein einziges Hagelkorn, zwei Kilometer weiter bei Seysdorf aber wurden die Köpfe der Pflanzen abrasiert. Das heißt: Sie wachsen nicht mehr. Auf dem sonst so satten Grün haben die Einschläge hellbraune Flecken hinterlassen, dazwischen welke Blätter.

Johann Frankl von der Vereinigten Hagelversicherung begutachtet an diesem Donnerstagvormittag gerade die Schäden bei Familie Feiner und er sieht schon nach einem kurzen Rundgang: Auch ein Anbinden der neuen Seitentriebe bringt hier nichts mehr. Die tatsächliche Schadenshöhe könne er noch nicht abschätzen, sagt er. "Das kommt jetzt auf die Witterung an." In jedem Fall aber liege sie bei über 50 Prozent. Sollte es in den kommenden Wochen sehr heiß und trocken sein, könnte es noch schlimmer werden. Schwerpunkt des Unwetters war die östliche Holledau, aber auch Grafendorf liegt in dem etwa fünf Kilometer breiten Korridor, den die Eiskörner laut Otmar Weingarten vom Hopfenpflanzerverband besonders verwüstet haben. Die Familie von Jakob Schauer bewirtschaftet etwa 50 Hektar, auf 20 Hektar herrscht Totalschaden, auf weiteren 15 hat es die Hopfen-Köpfe erwischt. "Das geht schon an die Nerven", sagt der 63-Jährige - auch wenn er versichert sei. Für die Hopfenpflanzer geht es nun darum, die Stöcke auf den vernichteten Flächen zu erhalten, damit sie im kommenden Jahr wenigstens 70 bis 80 Prozent des üblichen Ertrags erzielen können. Familie Feiner erlitt 2009 einen Totalverlust.

Im Jahr drauf setzte ein Pilz den geschwächten Pflanzen schwer zu. Dadurch bedingte Einkommensverluste aber muss der Landwirt alleine tragen. Pflanzenschutzmittel seien jetzt das A und O, erklärt Alexander Feiner. Johann Frankl rät den betroffenen Hopfenpflanzern außerdem zu einer möglichst späten Ernte erst im September, damit sich die Pflanze bis dahin besser regenerieren kann.

Jakob Schauer treibt es indes um: Er will ergründen, wieso das Wetter in der Holledau immer häufiger verrückt spielt, und Experten kontaktieren. Und er will anregen, ob nicht auch hierzulande, wie in Rosenheim, Hagel vom Flugzeug aus mit Silberjodid verhindert werden könnte.

© SZ vom 17.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: