Studentenprotest in Weihenstephan:Nicht grün genug

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"Ökologisches Netz Weihenstephan" kritisiert fehlende umweltfreundliche Ansätze an der Hochschule und eine Beschränkung der Lehre auf konventionelle Landwirtschaft. Ziel ist die Entwicklung zu einer Dachorganisation

Von Till Kronsfoth, Freising

Der neue Verein "Ökologisches Netz Weihenstephan" ist gerade mal einen Monat alt, doch seine Arbeit nimmt bereits an Fahrt auf. Die Kritik des Vereins richtet sich vor allem gegen den Mangel an umweltfreundlichen Ansätzen am Campus Weihenstephan. Die Initiative wurde von Studierenden der TU München und der Hochschule Weihenstephan-Triersdorf (HSWT) gegründet und ging aus dem gemeinnützigen Verein des Arbeitskreises für ökologischen Landbau hervor.

Die landwirtschaftliche Fakultät der HSWT habe sich erst kürzlich in "Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme" umbenannt, jedoch werde hier fast ausschließlich konventionelle Landwirtschaft unterrichtet, so die Kritik der Studierenden. Geplant ist, den Verein zu einer Dachorganisation für ökologische Initiativen auszubauen. Zu diesem Zweck knüpften die Mitglieder bereits Kontakte zu ähnlichen Gruppen an anderen Hochschulen, auch außerhalb Bayerns

"Als ich an die Hochschule Weihenstephan-Triersdorf kam, war ich begeistert, denn die Eigenbeschreibung vermittelte für mich den Eindruck, dass die Lehre hier auch Alternativen zum gängigen Wirtschaftssystem beinhalten würde. Jedoch merkte ich schnell, dass die Bezeichnung 'nachhaltig' eher inflationär benutzt wurde. Das hat mich enttäuscht", sagt Mario Muraro, Vorstandsmitglied des Vereins Ökologisches Netz Weihenstephan.

"Ich will weiterdenken als Modulhandbücher und subjektive Erfahrungen von Professoren es vorgeben", erklärt Yvonne Katemann. Auch sie ist Mitglied im Vorstand des Vereins. "Wir lernen jeden Tag, nur lernen wir auch das, was wir lieben? Und leben wir das, was wir lernen?" Veränderungen würden mit freien Ideen beginnen, argumentiert Katemann.

Ziele des Vereins sind unter anderem die Förderung nachhaltiger Initiativen, die Bildung einer solidarischen Gemeinschaft von Studierenden und Mitarbeitern sowie die Einflussnahme auf Entscheidungen der Hochschulen in den Bereichen Ökologie und Nachhaltigkeit. "Am Schluss steht natürlich die Hoffnung, irgendwann die Politik der Hochschulen mitbestimmen zu können und sie dadurch in eine wesentlich ökologischere Richtung zu lenken. In der Lehre und im Management", sagt Mario Muraro. Aber erst mal freue man sich jetzt darauf, die Studierenden für ökologische Themen begeistern zu können und sie miteinander zu vernetzen.

Doch der Anspruch des Vereins reicht weit über Hochschulpolitik hinaus. So heißt es in der Gründungserklärung: "Wir haben erkannt, dass die Landwirtschaft und der Gartenbau, unser Umgang mit den natürlichen Ressourcen unserer Welt, unsere Nutzung von Natur und Umwelt sowie unser Konsumverhalten verändert werden müssen. Klimakrise, Kriege um Rohstoffe und Absatzmärkte, wachsende globale Armut und instabile Finanzmärkte sind die Symptome einer destruktiven und ungerechten Wirtschaftsweise. Diese Wirtschaftsweise wollen wir ändern."

Max Pinther, ebenfalls Vorstandsmitglied, stieß über das Projekt "Knosporus" zum Verein. Hierbei konnten Studierende auf einer von der TU München bereitgestellten Fläche am Standort Freising Gemüse anbauen. "Die Fläche wurde uns leider im November vergangenen Jahres entzogen", bedauert Pinther. Als das bekannt geworden sei, habe man ein Fest organisiert, bei dem gegen den Entzug der Fläche demonstriert worden sei. "Wir haben mehr als 300 Unterschriften gesammelt, die von der Gegenseite aber unbeachtet blieben", kritisiert der Student. In den Folgemonaten sei man von der Hochschule Weihenstephan auf deren Flächen willkommen geheißen worden und habe heute wieder die Möglichkeit, Tomaten, Kartoffeln und Zwiebeln zu ziehen.

Andere ökologisch orientierte Projekte haben ebenfalls Interesse an einem Beitritt zu der geplanten Dachorganisation bekundet. Damit hätte der Verein kurz nach der Gründung schon etwa 60 Mitglieder. Bis Oktober soll die Anmeldung beim Vereinsregister erfolgen, so dass das Ökologische Netz Weihenstephan zum neuen Semester die Arbeit aufnehmen kann.

Weitere Informationen findet man unter oekoak-weihenstephan.de und campusgarten-knosporus.webnode.com.

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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