Sportler setzen ein Zeichen:Absage an Rassismus und Gewalt

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Unterschrift für den Fairplay-Pakt: (v. li.) Josef Hauner, Benno Zierer, Frederik Janzon, Walter Zellner und Reinhold Baier. (Foto: Marco Einfeldt)

39 Vereine im Landkreis Freising unterzeichnen eine Vereinbarung für Fairplay. Ziel ist es, auf und neben dem Platz Respekt, Rücksicht und Teamgeist zu vermitteln. Gefordert sind Spieler, Trainer und Fans

Von Alexander Kappen, Freising

Szenen wie jene vor eineinhalb Wochen, als die Fußball-B-Klassen-Partie zwischen dem TSV Rudelzhausen und Vatanspor Freising in der Nachspielzeit eskalierte und nach einer Schlägerei auf dem Platz nicht nur Rote Karten verteilt, sondern auch die Polizei gerufen wurde, sollen von nun an der Vergangenheit angehören. Am Dienstagabend unterzeichneten im Sportheim des SV Vötting-Weihenstephan alle Klubs aus dem Landkreis, die eine Männermannschaft im Spielbetrieb gemeldet haben, eine Fairplay-Vereinbarung - also auch Rudelzhausen und Vatanspor. Damit setzten die insgesamt 39 Vereine "einstarkes Zeichen für Fairplay und gegen Beleidigung, Rassismus und Gewalt", so Thomas Müther, Pressesprecher des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV).

Die Bedeutung, die der Kampagne des BFV auch seitens der Politik beigemessen wird, belegt die Riege der prominenten Unterstützer. Neben Reinhold Baier, Verbandsvizepräsident und zugleich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft "Gemeinsam & Fair", standen bei der offiziellen Unterzeichnung der Vereinbarung auch Landrat Josef Hauner, der Freisinger Landtagsabgeordnete Benno Zierer und Martin Neumeyer, Mitinitiator des Projekts und Integrationsbeauftragter der bayerischen Staatsregierung, auf der Gästeliste.

Im Mittelpunkt der Aktion "Fairplay Freising" stehen die fünf Goldenen Regeln, zu deren Einhaltung sich die Vereine selbst verpflichten. Unter dem Motto "Unsere Trainerinnen und Trainer sind sportlich faire Vorbilder und leben Fairplay" sollen sich die Genannten dafür einsetzen, "dass es zu keinen Provokationen, Beleidigungen und Aufforderungen zu unsportlichem Verhalten sowie heftigen Reklamationen kommt". Regel Nummer zwei bezieht sich auf die Spielerinnen und Spieler, die sich "sportlich fair präsentieren und den Gegner sowie die Entscheidungen des Schiedsrichters respektieren" sollen. "Provokationen, Beleidigungen, versteckte oder böse Fouls, Anspucken, Treten oder Schlagen" haben sie, so steht es in der Vereinbarung, "nicht nötig". Wichtig sei es, so Landrat Josef Hauner, "schon den Kleinsten Respekt, Rücksicht und Teamgeist beizubringen". Auch die Zuschauer, die laut Regel drei "den Fußball lieben und als echte Fans hinter ihrer Mannschaft stehen", werden mit ins Boot genommen. Die Vereine sollen darauf hinwirken, dass von den Rängen keine Provokationen, Beleidigungen oder rassistische Äußerungen kommen. "Rauchbomben, Pyrotechnik und gewalttätige Auseinandersetzungen haben auf unseren Sportplätzen und in den Stadien nichts zu suchen. Wir gehen aktiv gegen die Missachtung unserer Regeln vor", versprechen die Vereine.

Jeder ist für den Verein wichtig und willkommen, so wie er ist. Das besagt Regel vier, die sich gegen Ausgrenzungen, Provokationen und Beleidigungen aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, Religion, Sexualität oder Behinderungen richtet. "Für uns ist es selbstverständlich, Menschen aller Nationen bei uns aufzunehmen und ins Training und den Spielbetrieb zu integrieren", sagte Domenico Mammoliti, Sportwart TSV Moosburg. In seinem Klub müssten etwa Flüchtlinge keinen Mitgliedsbeitrag zahlen. Zudem organisiere der TSV Schuhe und Trainingskleidung.

Gemäß dem fünften und letzten Fairplay-Gebot "zeigen alle gemeinsam Respekt gegenüber Schiedsrichtern und ihren Entscheidungen". Aktive, Vereinsmitglieder und Fans verpflichten sich durch den Pakt, den Unparteiischen die oft unangenehme Arbeit nicht noch schwerer zu machen, als sie ohnehin schon ist und erlegen sich auf, "heftige Reklamationen gegenüber den Schiedsrichtern sowie Beleidigungen, Bedrohungen und körperliche Angriffe" zu unterlassen. "Wir schreiten ein, wenn andere diese Grundsätze missachten", versprechen die Vereine in der Vereinbarung. "Ein guter Umgang untereinander gehört sich einfach beim Fußball. Ich muss zum Beispiel auch mal Schiedsrichterentscheidungen akzeptieren, die mir nicht so gefallen haben", sagte Wilhelm Setzer, Vorsitzender des SV Vötting.

Die teilnehmenden Klubs von "Fairplay Freising" erhalten ein offizielles Zertifikat des Verbands und machen mit Plakaten rund um den Fußballplatz - etwa im Kassenhäuschen, Vereinsheim oder Kabinengang - auf die Aktion aufmerksam. Messen lassen müssen sie sich allerdings an ihrem tatsächlichen Verhalten. Vorkommnisse wie beim rüden B-Klassen-Kick zwischen Rudelzhausen und Vatanspor sind spätestens jetzt ein absolutes No go.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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