Spektakuläre Aktion an der Isar:55 Tonnen Stahl schweben ein

Lesezeit: 3 min

Anpacken: In den Freisinger Isarauen ist am Mittwoch das größte Teilstück des neuen Stegs geliefert worden. (Foto: Marco Einfeldt)

Drei Kräne bringen das längste und schwerste Bauteil für den neuen Freisinger Isarsteg in Position. Doch trotz der am Ende geglückten Aktion kommt es zu Verzögerungen - und OB Tobias Eschenbacher wird ein Versprechen nicht halten können.

Von Kerstin Vogel, Freising

Dieses Versprechen wird Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher nicht halten können: Er werde im Juli auf dem neuen Steg von der Schwabenau aus über die Isar Richtung Neustift spazieren, hatte er im April frohen Mutes angekündigt. Doch inzwischen steht fest, dass sich die Einweihung der Brücke auf September verschieben wird. Zwar ging es am Mittwoch in einer spektakulären Aktion darum, das längste Teilstück des Stegs mit drei Kränen in die richtige Position zu heben.

Genau die Stahlarbeiten, die für die Brückenkonstruktion notwendig sind, waren es aber auch, die nun an der Verzögerung schuld sind: "Die waren aufwendiger, als die Firma erwartet hat", erklärte Martin Maierhofer von der Stadtverwaltung.

Erst einmal braucht der Steg Stützen, später kommen sie weg

45 Meter lang ist der Abschnitt des Steges, für dessen Lagerung über der Isar zunächst Hilfsstützen auf die Westseite gebaut worden waren. Sie werden später wieder entfernt - und sind nach Auskunft von Architekt Christoph Mayr "hochwassersicher".

1 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Männerschweiß und Maschinenkraft: Das größte Brückenteil des Stegs hängt in der Luft.

2 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Um 55 Tonnen Stahl über 40 Meter hohe Bäume zu heben, braucht ein Kranführer starke Nerven.

3 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Das Brückenteil ist 45 Meter lang und benötigt, um zu halten, zunächst extra Stützen in der Isar, die später wieder entfernt werden.

4 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Da das Brückenstück in zwei Teilen angeliefert wurde, mussten die Arbeiter diese erst einmal miteinander verbinden.

5 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Um die Stahlstücke zusammenzufügen, waren jede Menge Schweißarbeiten nötig.

6 / 6
(Foto: Marco Einfeldt)

Geschafft: Insgesamt drei Kräne haben das Brückenteil richtig positioniert.

Angeliefert worden war das Bauteil für die Brücke in zwei Teilen, denn im Ganzen hätte man das stählerne Gerüst für den künftigen Überweg nicht ohne große Schäden durch das FFH-Gebiet in den Isarauen gebracht, wie Maierhofer sagte. Also waren am Mittwochvormittag mehrere Arbeiter auf der Stockschützenbahn hinter dem Fußballplatz damit beschäftigt, die beiden Teile zunächst zu einem zu verbinden - mit Schweißgerät und schweren Hammerschlägen.

Der Kranführer hebt 55 Tonnen Stahl über 40 Meter hohe Bäume

Schon am frühen Vormittag - während der letzten Montagearbeiten - war das Brückenteil an dicken Stahlseilen an einem riesigen Kran befestigt worden, dessen Führer recht entspannt erklärte, wie man das 55 Tonnen schwere Stahlgerüst über oder durch die bis zu 40 Meter hohen Bäume in Richtung Isar heben wolle.

Nur wenig später mussten einige dieser Bäume allerdings doch noch ein wenig zurecht gestutzt werden - für den Ausleger des Krans. Mit dem ersten, auf der Stockschützenbahn postierten Kran wurde das Stegteil dann zunächst auf den Isardamm gehoben, ein nicht ganz einfaches Manöver, bei dem weitere Bäume Äste lassen mussten.

Ein noch etwas größeres Pendant zu dem Kran auf dem Isarradweg übernahm die schwere und ausladende Last dann und manövrierte sie ein Stück weit Isar-abwärts. Der ursprüngliche Plan, das Bauteil über die Wipfel zu heben, musste zwischenzeitlich wieder verworfen werden. Die Übergabe an den größten der drei eingesetzten Kräne am Ufer der Isar nahm sehr viel mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich geplant.

Schuld an der Verzögerung war auch das Gipfeltreffen G 7

Über dem Fluss muss nun noch ein weiteres Stahlteil an das Gerüst montiert werden und bildet zusammen mit diesem den insgesamt 55 Meter langen Abschnitt des Steges, der später einmal ohne jede Stütze über der Isar "schweben" wird.

Später, das heißt mittlerweile "nach den Sommerferien", also im September - Maierhofer bestätigte die Verzögerungen beim Bau des Steges. Schon bei einem früheren Ortstermin im April hatten die Verantwortlichen "Zeitdruck" und die erforderliche "millimetergenaue Arbeit" bei der Anfertigung der Stegteile beklagt, inzwischen ist daraus schlicht eine Verzögerung um mindestens zweieinhalb Monate geworden.

Schuld daran sind allerdings nicht nur Probleme mit dem Stahlbau, wie es am Mittwoch hieß - auch das Gipfeltreffen G 7 habe zu den Verzögerungen beigetragen. Schließlich brauche jeder Schwertransport Begleitung durch die Polizei - und die sei wegen der G-7-Vorbereitungen in den vergangenen Wochen zu stark eingespannt gewesen.

Die finanzielle Förderung ist an eine pünktliche Fertigstellung geknüpft

Sorgen bereitete das den Verantwortlichen bei der Stadt vor allem wegen der Fördersituation: Bei Baukosten von 2,2 Millionen Euro stammen bis zu 756 000 Euro aus Töpfen des europäischen Förderprogramms Leader. Diese Förderung aber war ursprünglich an den Fertigstellungstermin 30. Juni, geknüpft, wie Maierhofer am Mittwoch bestätigte.

Er konnte allerdings schon im gleichen Atemzug Entwarnung geben: Die Förderstelle sei äußerst kooperativ und toleriere es, dass die Abrechnung des Projektes nun sukzessive und mit ein wenig Verspätung eingehe.

Die Brücke über die Isar wird am Ende eine Gesamtlänge von 150 Metern haben, der Gehweg wird drei Meter breit sein und es werden etwa 200 Tonnen Stahl verbaut worden sein. Dabei handelt es sich um einen ganz besonderen Stahl, der sich nach den Erwartungen von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher perfekt in die Natur des Auwaldes entlang der Isar einfügen soll. Eine gewollte Rostschicht soll dabei das Material überziehen und künftig als Schutz dienen.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: