Skulptur für Allershausen:Alles fließt

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"Panta rhei", alles fließt, so nennt Bildhauer Wolfgang Fritz sein Modell für die Allershausener Ortsmitte. (Foto: W. Fritz/oh)

Ein Sturm hatte die 500 Jahre alte Aiterbacher Eiche gefällt. Der Bildhauer Wolfgang Fritz macht aus ihr ein Kunstwerk

Von Petra Schnirch, Allershausen

Sie galt als dickste Eiche im Landkreis und hat das stattliche Alter von etwa 500 Jahren erreicht. Entsprechend groß war die Betroffenheit, als ein Sturm den knorrigen Baum-Riesen bei Aiterbach Anfang des Jahres umfegte. Doch ein Teil des Naturdenkmals bleibt erhalten - als Kunstobjekt in der neu gestalteten Ortsmitte von Allershausen. Der Oberdinger Bildhauer Wolfgang Fritz wird aus einem fünf Meter langen und ein Meter dicken Ast die Skulptur "Panta rhei" formen. Der Gemeinderat sprach sich am Dienstag gegen die Stimmen von Franz Groszek und Josef Kortus (CSU) für das Projekt aus.

Der Anstoß dazu kam von Förster Hans-Helmut Holzner. Er erlebte mit, wie viele Menschen zu der auseinander gebrochenen Eiche pilgerten. "Nicht nur bei mir war dann schnell der Gedanke da: Der Baum darf doch nicht spurlos verschwinden", sagte er in der Sitzung zu seinen Beweggründen. "Es wäre doch schön, wenn was bleiben würde, als Erinnerung und auch als eine Art Weiterbestehen". Schließlich habe der Baum bereits in einer Zeit zu wachsen begonnen, als Amerika gerade entdeckt wurde und Künstler wie Albrecht Dürer lebten. Holzner nahm Kontakt zu Wolfgang Fritz und Bürgermeister Rupert Popp (PFW) auf. Auch die waren gleich begeistert. "Das ist eine tolle Geschichte, das passt zu unserer neuen Ortsmitte", sagte Popp. Landwirt Alfons Sixt gefiel die Idee ebenfalls, er spendete den drei bis vier Tonnen schweren Ast, der einen Holzwert von etwa 500 Euro hat. Inzwischen lagert er auf dem Gelände des Gemeinde-Bauhofs. Beim Transport sei der Lader wegen des enormen Gewichts an seine Grenzen gekommen, schilderte Popp.

Von Allershausen aus wird die Eiche dann zur Werkstatt von Wolfgang Fritz nach Oberding im Landkreis Erding gebracht. Das schwere Objekt stellt auch ihn vor große Herausforderungen. Noch im Bauhof werde er sich ein Bild von dem Ast machen, wenn er hochgezogen werde. Da müsse er bereits entscheiden, wie er das Holz bearbeite. Denn in seiner Werkstatt könne er ihn nicht aufrichten.

Wie die Skulptur in etwa aussehen wird, zeigt ein Modell, das Fritz angefertigt hat. Er will das Thema Welle in dem geschwungenen Objekt aufgreifen, "die Idee, dass alles fließt", erklärte der Künstler im Gespräch mit der SZ. Die schöne Form des Astes habe ihn gleich inspiriert. Auch im Logo der Gemeinde werde ja das Motiv der drei Flüsse Amper, Glonn und Mühlbach aufgenommen. Das verbindende Moment einer Brücke soll sich ebenfalls wiederfinden. Die genaue Form gebe der Ast selbst vor, durch seine Verastungen und Verletzungen. Das werde sich erst noch zeigen.

Wolfgang Fritz, Jahrgang 1949, hat bereits mehrere Natur- in Kunstdenkmäler verwandelt. Seit 2002 arbeitet der frühere Gymnasiallehrer als freischaffender Künstler. Die alte Gerichtslinde in Erding, ebenfalls mehrere hundert Jahre alt, erhielt er auf diese Weise in Teilen, nachdem sie gefällt worden war. Auch eine alte Flureiche aus dem nahen Grünbach ist inzwischen eine Skulptur. Mit den Arbeiten an der Aiterbacher Eiche wird er vermutlich im Mai beginnen. Mehrere Wochen wird er dafür benötigen. Eingeweiht wird die neue Skulptur dann voraussichtlich bei einem kleinen Fest, wie Bürgermeister Popp ankündigte. Die Kosten für das Werk selbst liegen bei 3400 Euro, hinzu kommen die Ausgaben für Fundament, Befestigung und Transport.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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