Schule mal anders:Kein Wunder

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Mentalmagier Andreas Maier "zaubert" mit seiner Gehilfin Julia aus dem Publikum. (Foto: Marco Einfeldt)

Mentalmagier Andreas Maier beschert seinen Zuschauern im Camerloher-Gymnasium einen Abend voller faszinierender Momente - und die Erkenntnis, dass vieles doch eine Frage der Perspektive ist

Von Katharina Horban, Freising

Amnesieradar, Serienarmada. Mentalmagier Andreas Maier wählt den ungewöhnlichen Weg: Zur Begrüßung bildet er Anagramme seines Namens und eröffnet so einen Abend der besonderen Art. Auf Einladung des Englisch-Fachbetreuers Jürgen Plank und seines W-Seminars "Healthy Scepticism" ist er mit seinem neuen Programm "Credo - Die unglaubliche Show" ins Camerloher-Gymnasium gekommen.

Stets mit einem ironischen Unterton bringt er dem Publikum die geheimnisvolle, skurrile und oft nicht ernstzunehmende Welt der Magie näher. Der Publikumsbereich ist dunkel, die Bühne wird hell beleuchtet. Plötzlich wird ein tropisches Strandfoto auf die Leinwand projiziert, immer mehr Fotos werden gezeigt. Eine Bilderflut, die über das Publikum hereinbricht. "Wer hat sich alle 71 Bilder gemerkt?", fragt Maier lachend und erklärt: Wenn man alles verarbeiten würde, was einem täglich widerfährt, wäre man überfordert - in anderen Worten: "Das Gehirn läuft heiß." Das möchte der Mentalmagier dem Publikum näherbringen.

"Nichts sagen, schwierig, schwierig", grübelt Maier wenig später vor sich hin, seine Bewegungen bekräftigen das Klischee von vermeintlicher Zauberei. Aus einer Postkartensammlung soll sich ein Mann aus dem Publikum mehrere Karten aussuchen, soll sie verdeckt auf den Tisch vor sich legen und sich sein Motiv ganz besonders gut merken. "Bitte legen Sie Ihre Hand auf meine Schulter", ordnet der Mentalmagier mit dramatischen Unterton in der Stimme an. So spüre er nämlich eine bestimmte Energie, um die Postkarte, die sich der Mann gemerkt hat, zu finden. Erstaunen und Skepsis im Publikum, bis er verkündet: "Ich glaube, Ihr Bild ist noch da. Waren es die Reagenzgläser?" - "Ja."

Dann ist einer der vielen Lehrer an der Reihe, die im Publikum sitzen. Er soll irgendetwas zeichnen. Der Magier übernimmt die Zeichnung auf eine Tafel und verweist auf einen beigen Umschlag, der seit Beginn der Veranstaltung an der Wand klebt. Aus ihm zieht der Lehrer ein Blatt Papier mit den sinnlos erscheinenden Worten "Sohn-Klima-taub". Der Lehrer aber hat ein Haus gezeichnet, der Zusammenhang ist vielen zunächst nicht klar - bis Maier die Buchstaben der drei Worte umstellt und über die Zeichnung schreibt: "Haus mit Balkon". Verblüffung und Bewunderung - vielen Gesichtern sieht man an, dass sie über die Lösung dieses Rätsels nachdenken.

"Was sehen Sie?", fragt Maier in der nächsten Nummer. Auf einer Leinwand ist deutlich eine Flasche zu erkennen, die Antwort ist offensichtlich - und trotzdem falsch. Denn eigentlich sehen die Zuschauer die Projektion vom Bild eines Schattens einer Flasche. Dann verwandelt sich die Flasche in ein Glas - wie von Zauberhand. Nun gibt sich der Magier gönnerhaft und verrät dem Publikum die Erklärung. Anstatt einer Flasche zeigt er ein Objekt aus Ton, dessen Schatten beim Drehen die Form einer Flasche und eines Glases annimmt: "Nur eine Frage der Perspektive." Eine banale Erklärung, ein Wunder ist hier erst einmal nicht ersichtlich.

Aus einer Papiertüte zieht Maier eine echte Weinflasche. Aus der gleichen Tüte holt er ein gefülltes Weinglas, nimmt elegant einen Schluck, dann zerknüllt Maier die Tüte, in der die Flasche ist, und verkündet geheimnisvoll: "Wenn so etwas möglich wäre, wären wir doch im Reich der Wunder!" Der Vorhang fällt und im Kellertheater brandet Applaus auf für einen Abend voller faszinierender Momente.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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