Kleidertausch "Dresscode":Schluss mit Ex und Hopp

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Aniko Heimhuber (l.) und Cornelia Tegel sind die Organisatorinnen der Kleidertauschbörse "Dresscode". (Foto: Joerg Koch)

"Den ganzen Schrank voll Klamotten, die zum Wegschmeißen zu schade sind." Das verbreitete Problem kennt eine Besucherin der Kleider-Tauschbörse nur zu gut. Im Raum der Begegnung gibt es eine Lösung - oder kostenlose Kleidung bergeweise.

Von Alexandra Vettori, Freising

Kein Kampf um die Schnäppchen, kein Gekreische am Wühltisch, die Kleider-Tauschbörse im Haus der Vereine hat in äußerst harmonischer Atmosphäre stattgefunden. Obwohl alle Kleidungsstücke nicht nur günstig, sondern sogar umsonst zu haben waren. Geschätzte 150 Besucher sind trotz schönstem Ausflugswetter gekommen, als die Freisingerinnen Aniko Heimhuber und Cornelia Tegel zum zweiten Mal zum Kleidertausch "Dresscode" einluden. Es wird nicht das letzte Mal sein, "wir planen das jetzt zweimal im Jahr zu machen", sagt Heimhuber. Die Resonanz zeige, dass Bedarf nach regelmäßigem Tausch bestehe.

Leute werden ihre alten, gut erhaltenen Kleider los

"Jeder kennt das ja", fügt die junge Frau hinzu, "den ganzen Schrank voll Klamotten, davon viele, die man selten anzieht, die aber zum Wegschmeißen zu schade sind." Hier setzt das Prinzip der Kleidertauschbörse an: Ausgediente, aber gut erhaltene Kleider werden bei der Sammelbörse abgegeben, am nächsten Tag ist Tauschtag, und jeder sucht sich ein neues Lieblingsstück im Fundus aus, was übrig bleibt, wird gespendet. Um die 40 Leute seien es gewesen, die am Freitag Stapel von Hosen, T-Shirts, Röcken, Pullover und Accessoires im Raum der Begegnung am Major-Braun-Weg abgegeben hätten, schätzt Aniko Heimhuber. Hauptsächlich Frauen, aber auch einige Männer.

Als die Börse am Samstag um 14 Uhr eröffnet, drängen mindestens 50 Menschen in den Raum. Die Organisatorinnen haben alles fein säuberlich auf Kleiderständer gehängt oder auf Tischen ausgelegt, nach Größen geordnet. Während die Kunden konzentriert durch die Reihen schreiten, halten Aniko Heimhuber und Cornelia Tegel die Stapel in Ordnung. Die Sonne scheint durch die hohen Fenster, der Kaffee duftet, den Freundinnen der Organisatoren ausschenken. Dazu gibt es selbst gebackenen Kuchen. Die Einnahmen, erzählt Tegel, "spenden wir an den Raum der Begegnung."

"Unsere Gesellschaft braucht neue Konsummuster", sagt Jens am Männertisch

Ein junger Mann durchsucht die Hosenstapel am Männertisch nach einem Modell, das ihm gefällt. Er begleite seine Freundin, die Kleider abgegeben habe, sagt er. Er heißt Jens und ist hier, weil er die Tauschidee gut findet. "Unsere Gesellschaft braucht neue Konsummuster", sagt er bestimmt, "einfach nur billig aus Fernost importieren und dann nach kurzer Zeit wegwerfen oder als Altkleider nach Afrika exportieren und dort heimische Märkte zerstören, das kann es doch nicht wirklich sein."

Gefunden hat er am Ende zwar nichts, ganz im Gegensatz zu der Dame mittleren Alters am Kleiderständer daneben. Eine geblümte Bluse, ein dicker Kuschelpulli und ein Schal hängen an ihrem Arm, sie kommen in die engere Auswahl. Abgegeben, erzählt die Freisingerin, "habe ich 40 Teile, aber ich wollte ja Kleider los werden und nicht wieder so viele mitnehmen", sagt sie lächelnd.

Tauschen aus Idealismus

"Die Kleiderständer haben wir vom Modehaus Fashion & More, die achten auf Nachhaltigkeit", berichtet Aniko Heimhuber. Als die Frauen die Kleiderbörse im Vorjahr das erste Mal veranstalteten, war ihr Ziel, ein Zeichen für bewussten Konsum zu setzen. Ein Wunsch, den man auch den Kunden im Raum der Begegnung ansieht. Bei den meisten scheint es weniger wirtschaftliche Not, als Idealismus zu sein, der sie zur Tauschbörse treibt. So wie die Dame, die 40 Teile abgegeben hat. Zuletzt ist es bei ihr der rote Fleece-Pulli geworden, den sie mit nach Hause nimmt, zufrieden in doppelter Hinsicht. "Ein neues Lieblingsteil gefunden und 40 los geworden", sagt sie breit lächelnd.

© SZ vom 18.05.2015 / i - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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