Rettung des Abseits :Alibi-Beschlüsse helfen keinem

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Warum die Freisinger Stadträte einen Weg finden sollten, die Kleinkunstbühne am Herrenweg doch zu erhalten.

Von Petra Schnirch

Es klingt gut, was die Abseits-Freunde mit der Kultkneipe am Neustifter Herrenweg so alles vorhaben: Natürlich soll das seit Januar geschlossene Lokal wieder zu ihrem Treffpunkt werden. Vor allem aber wollen sie weniger bekannten Musikern oder Kabarettisten die Möglichkeit geben, in Freising Bühnenluft zu schnuppern und sich auszuprobieren. Für die Kleinkunstszene könnte das Abseits eine echte Bereicherung sein - und eine der letzten Nischen der Stadt für die Subkultur. Mit der jetzt im Finanzausschuss beschlossenen Lösung aber dürfte das nicht möglich sein: Die Förderung ist einfach zu gering.

Zehn Prozent der Investitionen in den künftigen Kulturbetrieb als Zuschuss, ebenso viel als zinsloses Darlehen - das wird nicht reichen, um das Kulturzentrum zu erhalten und zu erweitern, trotz einiger Darlehenszusagen von privater Seite und wahrscheinlich auch trotz ebenfalls beschlossener Bürgschaft der Stadt für einen weiteren Teil der Summe. Die entscheidende Frage ist aber immer noch: Wollen die Stadträte die Spielstätte in Neustift wirklich retten? Und wie viel ist ihnen das wert? Ist ihnen das Abseits wichtig genug, dann gilt es, einen Weg zu suchen, der dies möglich macht.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hatte im August ein zinsloses Darlehen von mindestens einer Million Euro für den Abseits-Verein ins Spiel gebracht. Abgesehen von möglichen juristischen Schwierigkeiten ist vielen Stadträten ein solches Engagement aber zu viel. Das aber sollten sie ohne Umschweife zugeben und keine Alibi-Lösung zusammen zimmern, die am Ende niemandem helfen wird, dafür aber einen Präzedenzfall schafft.

Guy Graf von Moy, der Besitzer der Immobilie, sagt zu Recht, es sei nicht seine Aufgabe, als Privatmann eine Kulturstätte zu bewahren. Hier wäre, neben dem rührigen Verein, die Stadt in der Pflicht - sofern sie dies möchte. Mit dem Ausbau des Eiskellers könnte das Abseits zu einem neuen Treff für Kreative mit Ausstellungen, Lesungen oder Aufführungen werden, zudem hätten die Vereine einen ansprechenden Saal - und die Neustifter eine Kneipe. Mit den kreativen Abseits-Rettern an der Seite könnte dies die Kulturszene wirklich beleben.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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