Restaurierung abgeschlossen:Schmuckstück

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Ein eindrucksvolles Werk der Spätgotik ist der Weildorfer Altar in der Klosterkirche Sankt Klara. Er ist in den vergangenen zwei Jahren in München restauriert worden und im Sommer nach Freising zurückgekehrt. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Weildorfer Altar steht wieder in der Klosterkirche St. Klara

Von Petra Schnirch, Freising

Im Juni ist er zurückgekommen aus München - seitdem greifen die Schwestern des Klosters Sankt Klara an der Kammergasse regelmäßig zur Gießkanne. Ein Luftbefeuchter, der befüllt werden muss, soll verhindern, dass sich die Holztafeln stärker wölben. Zwei Jahre lang mussten die Schwestern auf ihr Schmuckstück, den Weildorfer Altar, verzichten. Der bedeutende Flügelaltar der Salzburger Spätgotik aus der Zeit um 1430 war in München restauriert worden.

In der kleinen Klosterkirche war kein Platz mehr frei, als Matthias Weniger vom Bayerischen Nationalmuseum das Werk auf Einladung des Historischen Vereins vorstellte. Die Restaurierung war notwendig geworden, weil sich an einigen Stellen bereits die Farbe von den Holztafeln gelöst hatte. Auch dank eines Lichtschutzes an den vorderen Fenstern herrscht nun ein stabiles Klima in dem Kirchenraum, damit sollen Spannungen im Holz vermieden werden.

Das "Heiligtum" der Klosterschwestern von Sankt Klara ist für Freising etwas ganz Besonderes, wie Weniger ausführte. Aus der Gotik seien hier nur einige "versprengte Dinge" erhalten. Angesichts der Bedeutung Freisings im Mittelalter sei das erstaunlich. Der Kunsthistoriker macht die "Kraft des Barock" für das Verschwinden gotischer Kirchenausstattungen verantwortlich und vor allem die Säkularisation. Letztere hat die Madonna des Altars - die Skulptur entstand um 1420 und soll früher in der Heiliggeist-Kirche gestanden haben - wohl nur überstanden, weil eine Freisingerin die Figur damals kaufte und so gerettet hat.

Die Kombination mit dem nur wenige Jahre später entstandenen Flügelaltar, der sich ursprünglich in Weildorf bei Salzburg befand, bezeichnete Matthias Weniger als "glücklich". Auch die Madonna könnte aus dem Salzburger Raum stammen. Der Schrein selbst wurde nach 1900 gefertigt. Den Flügelaltar hatte der Theologe, Philosoph und Kunsthistoriker Joachim Sighart im Jahr 1865 für Freising erworben. Das Werk stammt wohl aus dem Umfeld des Malers Conrad Laib, einem der Wegbereiter des spätgotischen Realismus. Die Heiligen des Marienzyklus zeigen eine gewisse Körperlichkeit - anders als bei der Madonnen-Skulptur zeichnen sich beispielsweise die Beine ab. Die Gesichter sind individueller gestaltet, auch Landschaftsdarstellungen und Dinge des Alltags finden nun Einzug in die Bilder.

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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