Reden wir über:Rinnen im Musterpflaster

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(Foto: Marco Einfeldt)

Ina Kreil erklärt, warum die neue Variante in die Innenstadt gehört

Von Eva Zimmerhof, Freising

Es gibt Neuigkeiten von der Musterfläche für das künftige Freisinger Innenstadt-Pflaster. Statt der bisherigen abgerundeten Kante punktet es mit einer 50 Zentimeter breiten Rinne. Warum ausgerechnet diese Variante die beste ist und wohl bald in der ganzen Innenstadt verlegt werden wird, erklärt die Freisingerin Ina Kreil vom Agenda -21-Arbeitskreis "Menschen mit Behinderung". Kreil ist blind und durfte die Pflasterung als "Expertin" mit aussuchen.

SZ: Frau Kreil, warum diese neue Variante für das Musterpflaster, nachdem es doch schon eine gab?

Kreil: Die ursprünglich vorgesehene Kante war eine richtige Stolperfalle mit ihren drei Zentimetern Höhe! Ich bin selber gestolpert. Normalerweise gehen wir Blinden zwar in der Bürgersteigmitte, aber wir müssen eben auch mal die Straße überqueren.

Was ist an Ihrem Lösungsvorschlag nun besser?

Das Pflaster hat jetzt eine 50 Zentimeter breite Rinne, in der man wunderbar mit dem Stock hin- und herpendeln kann. So könnte man durch die ganze Innenstadt kommen. Sie müssen wissen: Die Bushaltestellen, die es jetzt gibt, sind für uns Blinde wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen. Außerdem ist die Rinne hell und die Steine auf den Seiten sind dunkler. Das ist für Sehbehinderte gut, wenn sie solche Kontraste erkennen können. Und das Material ist so gewählt, dass es im Winter nicht so schnell glatt wird. Gut, das Ganze ist natürlich auch als Ablaufrinne gedacht - und der Winter ist der Winter.

Und wie ist die Rinne für Rollstuhl- und Rollatorfahrer?

Die beiden Kanten sind nur 1,5 Zentimeter hoch, das lässt sich schaffen. Wir haben das in Tuching ausprobiert - oder war es Marzling? Ich weiß es gar nicht, ich bin da eben abgestellt worden und wir haben dann dort verschiedene Muster getestet.

Wer hat das Pflaster denn ausgesucht?

Bei dem Test waren unter anderem Frau Schelle, die Stadtbaumeisterin, Herr Schulze vom Stadtplanungsamt, zwei Senioren von der Agenda-Gruppe, Frau Schneider als Rollstuhlfahrerin von der Gruppe "Menschen mit Behinderung" und die Vertreterin für barrierefreies Bauen vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund dabei. Die Entscheidung für dieses Muster war einstimmig. Bei den anderen Pflasterungen bestand die Gefahr auszurutschen, das Hindernis war nicht zu erkennen oder die Kante war mal wieder viel zu hoch.

Gibt es Chancen, dass Ihre Variante demnächst in der Innenstadt verlegt wird?

Oh ja, ich denke die Chancen sind sehr gut. Am Mittwoch haben es schließlich alle über die neue Musterfläche in der Innenstadt geschafft: auch Rollator- und Kinderwagenfahrer, soweit ich weiß. Wie bei jeder Sache wird es auch hier Gegenstimmen geben. Das Pflaster ist aber einfach für alle Gruppen das Beste.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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