Reden wir über:Preisgünstiges "Seepferdchen" rettet Kinderleben

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Immer mehr Kinder ertrinken, weil Schulen und Eltern den Schwimmunterricht vernachlässigen. Daher bietet die Unterschleißheimerin Christina Wolz gesponserte Kurse an. Die Resonanz ist gewaltig.

Von Alexandra Vettori

Immer weniger Kinder können schwimmen, seit Jahren beklagen nicht nur Wasserwachten diese Tendenz. Die Schulen fangen das nicht auf, vielerorts gibt es seit Jahren keinen Schwimmunterricht mehr, weil er zu aufwendig ist und ausgebildete Lehrer fehlen. Die Unterschleißheimerin Christina Wolz hat darauf reagiert und Sponsoren gefunden, um Kindern preisgünstige Schwimmkurse zu ermöglichen. Im Vorjahr hat sie die Aktion zum ersten Mal durchgeführt, jetzt ist es erneut soweit. Die Resonanz ist riesig: 100 Kinder aus drei Unterschleißheimer und einer Echinger Grundschule sind angemeldet.

SZ: Wie sind Sie auf die Idee mit den Schwimmkursen gekommen?

Wolz: Ich hatte natürlich von den steigenden Nichtschwimmerraten gehört. Und als mein Enkelsohn im Vorjahr einen Schwimmkurs gemacht hat, der über 100 Euro gekostet hatte, dachte ich mir, das kann sich sicher nicht jeder leisten. Dann habe ich in den drei Unterschleißheimer Grundschulen nachgefragt, wie viele Nichtschwimmer es gibt, und war entsetzt, es waren 90. Da kam mir die Idee, Schwimmkurse von Sponsoren finanzieren zu lassen. Die Schulen reagierten begeistert.

Die Unterschleißheimerin Christina Wolz hat darauf reagiert und Sponsoren gefunden, um Kindern preisgünstige Schwimmkurse zu ermöglichen. (Foto: oh)

Dann haben Sie sich auf Sponsorensuche gemacht?

Ja, zuerst bin ich in der Unterschleißheimer Bezirksstraße von Laden zu Laden gelaufen. Das war anfangs komisch, so als Privatperson, aber ich hatte keine schlechten Erlebnisse. 80 Kinder waren angemeldet, gekommen sind 44. Für dieses Jahr habe ich die Kreissparkasse, die Oberbank, den Hobbykreis Lohhof und die Freisinger Bank in Eching gewonnen. Denn heuer ist erstmals auch eine Echinger Schule dabei, die Grundschule an der Nelkenstraße. Insgesamt haben sich für die Kurse in den Osterferien 100 Kinder aus Eching und Unterschleißheim angemeldet, mehr als die Hälfte sind Erstklässler.

Wer hält die Schwimmkurse ab?

Das sind Trainer und ehrenamtliche Helfer von SV Lohhof, die mir mit besonders günstigen Konditionen entgegen kommen. Die machen das so toll, im vergangenen Jahr hat es 25 Seepferdchen für die Kinder gegeben, die es nach dem Kurs schafften, eine Bahn ohne Festhalten zu schwimmen. Der Rest der Teilnehmer konnte sich danach immerhin ein Stück weit über Wasser halten, obwohl viele zu Beginn große Angst hatten. Das Schwimmbadteam in Unterschleißheim ist uns diesmal auch entgegen gekommen und hat uns eine Stunde mehr Zeit pro Tag gegeben, weil es so viele Kinder sind. Jetzt können wir mehr Gruppen bilden.

Welche Reaktionen haben Sie auf Ihre Initiative bekommen?

Also zum einen bin ich von der Stadt Unterschleißheim sogar geehrt worden, das hat mich gefreut. Auch die Zusammenarbeit mit den Sponsoren war sehr gut. Die meisten Eltern sind auch sehr dankbar und haben auch Verständnis, dass die Kurse diesmal nicht gratis sind, sondern 20 Euro kosten. Manchmal aber ist es auch ein bisschen unverschämt, etwa, wenn sich Eltern beschweren, dass die Kinder beim ersten Mal nicht Schwimmen gelernt haben. Ich selbst wollte es in diesem Jahr eigentlich gar nicht mehr machen, weil die Organisation doch auch Stress bedeutet, ich schlafe mit den Schwimmkursen ein und wache damit auf. Aber es ist auch ein gutes Gefühl, mittlerweile 200 Kinder ins Wasser gebracht zu haben.

© SZ vom 19.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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