Reden wir über:Mit Abdeckstift gegen Gewalt

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Frauenhaus Freising führt Aktion vor Drogeriemarkt durch

Interview von Luise Helmstreit

Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Das Frauenhaus Freising führt deshalb zwischen 10 und 15 Uhr in dem Drogeriemarkt am Karwendelring die Aktion "Hinschauen statt Abdecken" durch. Die SZ sprach darüber mit Christina Mayer (Foto: oh), Leiterin des Frauenhauses.

Was ist das Ziel der Aktion "Hinschauen statt Abdecken"?

Wir wollen aufmerksam machen auf häusliche Gewalt an Frauen. Das darf kein Tabuthema mehr sein. Circa jede dritte Frau ist davon betroffen, viele trauen sich aber nicht, darüber zu sprechen oder an die Öffentlichkeit zu gehen. Einerseits wollen wir also das Thema aus dem Tabu herausholen, andererseits wollen wir weitere Ehrenamtliche anwerben, die unsere Arbeit im Frauenhaus unterstützen.

Wie verläuft die Aktion?

Wir haben einen Stand in der DM-Filiale am Karwendelring. Dort verteilen wir neben Infomaterial symbolisch Proben von Abdeckschminke. Dabei wollen wir außerdem einladen zu unserem Infoabend am Donnerstag, 30. November, für alle Frauen, die Interesse an ehrenamtlichem Engagement im Frauenhaus haben.

Welche Aufgaben erfüllen die ehrenamtlichen Helfer im Frauenhaus?

Nachts und an Wochenenden leisten sie telefonischen Bereitschaftsdienst, damit in Notfällen immer jemand erreichbar ist. Außerdem begleiten sie zu Behörden und helfen den Kindern, die mit ihren Müttern im Frauenhaus wohnen, bei den Hausaufgaben. Derzeit haben wir fünfzehn ehrenamtliche Helfer, hoffen aber, weitere dazuzugewinnen.

In welcher Situation sind die Frauen, die zu Ihnen kommen?

Sie sind körperlicher psychischer, sexueller und/oder wirtschaftlicher Gewalt ausgesetzt. Ins Frauenhaus zu kommen ist ein großer Schritt, niemand macht das freiwillig. Oft haben sie nicht einmal eine Zahnbürste dabei. Viele Anfragen kommen aus anderen Städten, weil sie sich in ihrer Heimatstadt nicht sicher fühlen und ihre Kinder schützen wollen.

Wie lange bleiben die Bewohnerinnen des Frauenhauses bei Ihnen?

Im Normalfall drei bis sechs Monate. Das Frauenhaus ist kein Zuhause, sondern eine Übergangslösung, die den Weg aus der Gewalt bietet. In Einzelfällen bleiben einige länger, vor allem wegen der Wohnsituation. Eine Frau ist schon seit fast zwei Jahren da, weil sie keine Wohnung für sich und ihre drei Kinder findet.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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