Reden wir über:Die Zukunft des Vortrags

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Marina Freudensein ist Geschäftsführerin des Katolischen Kreisbildungswerks in Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Marina Freudensein glaubt, dass Webinare sich durchsetzen werden

interview Von Christian Gschwendtner

Mit einem "Webinar" rund um den demografischen Wandel in Deutschland bietet das Kreisbildungswerk (KBW) Freising erstmals vier Online-Livevorträge an. Deutschlandweit beteiligen sich Bildungseinrichtungen an dem Projekt. An diesem Mittwoch, 6. April, ist Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung an der Reihe. Sein Vortrag über die "Zeitenwende: Das Altern als Glücksfall für die Gesellschaft - Mentalitätswandel in der deutschen Gesellschaftspolitik" wird von 19 bis 20.30 Uhr in den Räumen des KBW-Freising übertragen (Eintritt: sechs Euro). Geschäftsführerin Marina Freudensein erläutert die Idee dahinter.

SZ: Warum bieten Sie ausgerechnet beim Thema "Demografischer Wandel" ein Webinar an?

Marina Freudenstein: Die ursprüngliche Überlegung war nicht einmal das konkrete Thema, sondern eher die Form der Veranstaltung. Das ist in einem kleineren Kreis von Bildungswerkgeschäftsführern heuer im Januar entstanden.

Sie haben die Idee also importiert.

Genau. Wir haben uns einem bundesweiten Netzwerk angeschlossen, das es bereits seit vier Jahren gibt. Mehr als 85 Einrichtungen machen da mittlerweile mit. Durch die Webinare bekommen wir leichter Referenten, die wir für einen Einzelvortrag gar nicht nach Freising holen könnten.

Wie funktioniert so ein Webinar?

Der Referent sitzt meistens in seinem Büro, hält einen Live-Vortrag und der wird dann auf einer Leinwand in Freising übertragen. Ein einmaliges Ereignis. Die Videos landen später nicht auf Youtube. Nach dem Vortrag können die Teilnehmer Fragen stellen; diese werden schriftlich über einen Chat an den Referenten übermittelt. Es soll auch diskutiert werden.

Und kommt das neue Konzept an?

Bei der ersten Folge hatten wir bundesweit 320 Teilnehmer aus 20 Erwachsenenbildungseinrichtungen. So ein Forum würden wir in Freising für einen Vortrag unmöglich zusammen bekommen. Zum ersten Vortrag sind zu uns neun Leute gekommen. Wir schauen gerade, wie die Leute einen Vortrag annehmen, bei dem der Referent nicht leibhaftig vor Ort ist.

Gehört der klassische Vortrag vor Ort bald der Vergangenheit an?

Das glaube ich tatsächlich. Wir merken das schon jetzt. Einige unserer Veranstaltungen gehen einfach in der Vielfalt der Angebote unter. Letztes Jahr wollten wir anlässlich der neuen Enzyklika von Papst Franziskus eine Veranstaltung mit einem Regensburger Sozialwissenschaftler organisieren. Die musste glatt ausfallen. Die Webinare sind eine gute Möglichkeit, das Format "Vortrag" doch noch zu retten. Vielleicht braucht es aber einen Gewöhnungseffekt.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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