Reden wir über:Deutsch für den Alltag

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Elena Milz unterrichtet Deutsch an der VHS. (Foto: Marco Einfeldt)

Interesse an Sprachkursen wächst, Elena Milz unterrichtet an der Neufahrner VHS

Interview von Birgit Grundner

Mit der steigenden Zahl an Migranten wächst auch das Interesse an Deutschkursen. Die Volkshochschule Neufahrn hat im zurückliegenden Semester so viele angeboten wie noch nie. 70 Teilnehmer haben in zehn Kursen die Sprache ihrer neuen oder vorübergehenden Heimat erlernt. Ein Teil von ihnen ist von Elena Milz unterrichtet worden. Die 34-Jährige stammt selbst aus Weißrussland, ist von Beruf Lehrerin und Übersetzerin und lebt seit zwölf Jahren in der Gemeinde Neufahrn. In Kürze beginnen wieder neue Deutschkurse. Interessenten können auch zunächst zu einer Einstufungsberatung kommen: Diese findet am Donnerstag, 24. September, von 15.30 bis 17.30 Uhr in der VHS-Geschäftsstelle statt.

SZ: Wie sah Ihr Kurs an der Volkshochschule denn aus?

Elena Milz: Es waren Anfänger, ganz gemischt - aus Rumänien, Kroatien, Syrien, Spanien und der Türkei. Die meisten sind Handwerker und zum Arbeiten hierher gekommen. Auch ein Lastwagenfahrer war dabei, und eine Schneiderin. Alle sind Mitte 20 bis Mitte 50. Eine Frau lebt sogar schon länger als ich in Deutschland, aber sie hat die Sprache nie richtig gelernt.

Welches Ziel hatten Sie sich für die Gruppe gesteckt?

Es war ja kein Integrationskurs, in dem manches schneller gehen muss. Wir konnten uns ganz langsam und entspannt in den Stoff einarbeiten. Aber die Leute waren sehr motiviert, und die meisten wollen nach diesem Semester auch weitermachen. Einer der Teilnehmer besucht einen Integrationskurs und kam zusätzlich zu mir. Er ist einer der ältesten und will jetzt möglichst schnell lernen - das finde ich schlau.

Was interessierte die Teilnehmer am meisten?

Die Artikel zum Beispiel. In vielen Sprachen gibt es das ja nicht. Oft fragten sie nach Vokabeln aus dem Alltag - und manchmal auch nach Schimpfwörtern ( Elena Milz lacht). Wir übten das Einkaufen - wie die Produkte heißen, wie man sich nach Preisen und nach dem Gewicht erkundigt. Auch die Situation im Restaurant übten wir - das Bestellen, die Namen der Gerichte. Und dann konnte es passieren, dass alle plötzlich vom eigenen Essen daheim erzählten.

So eine gemischte Gruppe ist bestimmt eine besondere Herausforderung - wie gehen Sie da heran?

Es gibt ein Lehrbuch, aber ich arbeite nicht nur damit, sondern orientiere mich individuell an den Bedürfnissen. Im Sommer beschäftigten wir uns mit Sehenswürdigkeiten - wie hoch ist der Kölner Dom, welche Seen gibt es in Bayern? Ich hatte da extra Prospekte besorgt und mitgebracht. Ich bin auch immer auf der Suche nach alternativen Unterrichtsmethoden, da lernt man zum Beispiel beim Würfeln. Regelmäßig besuche ich Seminare und Workshops, um mich weiterzubilden.

Aber ist es nicht sehr schwierig, dass die Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Ländern kommen?

Für mich macht es keinen Unterschied, denn wir sprechen im Unterricht ohnehin nur Deutsch. Manchmal ist es leichter, wenn man zwischendrin gar nicht in die eigene Sprache wechseln kann. Die Teilnehmer müssen von Anfang an Deutsch sprechen und lernen dadurch schneller und effektiver - sie kommen einfach schneller in die aktive Phase des Sprechens. Aber wenn gleichsprachige Teilnehmer sich untereinander einmal etwas in ihrer eigenen Sprache erklären, ist das natürlich auch in Ordnung.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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