Oft  vergebens ausgerückt:Ein Jahr der Fehlalarme

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Feuerwehrkommandant Anton Frankl zieht Jahresbilanz für 2016. Größte Herausforderung ist das Werben neuer Mitglieder

Von Johann Kirchberger, Freising

Neue Kräfte anzuwerben und junge Leute für den Dienst zu begeistern, das ist nach den Worten von Kommandant Anton Frankl die größte Herausforderung, vor der die Freiwillige Feuerwehr steht. Gerade tagsüber nämlich, klagt er, "da haben wir nicht immer genügend Kräfte". Im Stadtgebiet funktioniere es einigermaßen, anders sehe es bei so manchen Außenwachen aus. Das sah Bürgermeisterin Eva Bönig nach dem Besuch einiger Ortsfeuerwehren so: "Wenn's unter tags brennt, dann brennt's".

Momentan, berichtete Frankl in der Jahreshauptversammlung, gebe es zusammen mit den Ortsfeuerwehren in Freising 421 Feuerwehrleute, die Freisinger Feuerwehr allein habe 318 Mitglieder, 204 seien Aktive, 25 davon Jugendliche. Im Spielmannszug seien 43 Frauen und Männer engagiert. Abgeleistet worden seien im vergangen Jahr 7300 Einsatz- und 11 566 Ausbildungsstunden.

2016 sei ein Jahr der Fehlalarme gewesen, bedauerte Frankl. 114 Mal seien die Feuerwehrleute vergebens ausgerückt, allein in 100 Fällen seien Brandmeldeanlagen die Ursache gewesen, ausgelöst durch einen technischen Defekt oder durch ein Fehlverhalten der Nutzer. "Wenn man nachts um zwei Uhr völlig unnötig aus dem Bett geholt wird", so der Kommandant, dann sei das nicht gerade motivierend. Ein Schwerpunkt der Fehlalarme seien die Asylbewerberunterkünfte an der Wippenhauser Straße gewesen. Auf sein Drängen hin habe das Landratsamt endlich neue Meldeanlagen eingebaut, und seit ein paar Monaten sei nun weitgehend Ruhe. Das sei zwar teuer gewesen, "aber dieses Geld ist gut angelegt".

Insgesamt sei die Feuerwehr im Vorjahr zu 453 Einsätzen gefahren, listete Frankl auf, davon seien 206 technische Hilfeleistungen, also meist Unfälle gewesen. Frankl fasste aber auch ein gesellschaftspolitisches Problem an und beklagte eine "Vollkaskomentalität", die immer mehr um sich greife. "Jeder fordert nur", sagte er, ohne zu bedenken, dass wir Freiwillige seien. Viel zu wenige dächten daran, wie sie sich selbst einbringen und anderen Menschen helfen könnten. Da sei ein Umdenken in der Gesellschaft erforderlich. Um neue Kräfte rekrutieren zu können, müsse aber der Wohnungsbau gefördert werden, sagte der Kommandant, "damit unsere Feuerwehrleute in Freising bleiben können".

Bürgermeisterin Bönig sah eine "gesamtgesellschaftliche Aufgabe" darin, junge Leute für die Feuerwehr zu begeistern. Die Stadt sei stolz auf ihre gut ausgebildete und engagierte Feuerwehr. Deshalb kaufe sie immer wieder neue Fahrzeuge an, am Florianstag etwa werde ein neues Löschfahrzeug (LF 20 Kats) für den Katastrophenschutz geweiht. "Neue Fahrzeuge sind Werkzeuge zum Schutz der Bürger", rechtfertigte sie die Ausgaben.

Vereinsvorsitzender Thilo Kachel lobte Leidenschaft und Idealismus, von der die Freisinger Feuerwehr seit 154 Jahren geprägt sei. Wichtig sei der Spielmannszug, der Feuerwehr und Stadt seit 54 Jahren im In- und Ausland repräsentiere. Im vergangenen Jahr sei der Spielmannszug 19 Mal aufgetreten, im Mai fahre die Truppe nach Rom. Kachel berichtete über die Ergebnisse einer Umfrage, welche Festivitäten weiter stattfinden sollten. Danach steht die Nikolausfeier auf der Beliebtheitsskala ganz oben, gut schnitt das Sommerfest ab, das es aber wegen der geringen Beteiligung im Vorjahr trotzdem heuer nicht mehr geben wird. Gewünscht wird von den Mitgliedern eine Neuauflage des "Isarrock-Festivals", erstmals veranstaltet zum 150. Jubiläum. Im nächsten Jahr wolle man diesem Wunsch nachkommen, versprach Kachel.

Frankl sprach eine Reihe von Beförderungen aus. So wurden Thomas Petz und Andreas Frankl zu Oberlöschmeistern ernannt. Seit 20 Jahren gibt es Frauen bei der Freisinger Feuerwehr. Er sei zunächst skeptisch gewesen, räumte Frankl ein, aber die hätten sich prima gemacht. Und seit Freitag gibt es in Johanna Rauch eine Frauenbeauftragte.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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