Neues Wohngebiet Steinpark:Angst um spielende Kinder

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Die Anwohner im Steinpark machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder. Viele Autofahrer, so klagen sie, würden dort zu schnell fahren. (Foto: Marco Einfeldt)

Weil Autofahrer mit Tempo 40 durch die verkehrsberuhigte Zone rauschen, fordern Bewohner des Steinparks, dass die Stadt die Geschwindigkeitsbegrenzung durchsetzt. Den "Bürgerdialog" haben sie sich anders vorgestellt.

Von Clara Lipkowski, Freising

Anwohner des Steinparks sind verärgert. Die verkehrsberuhigte Zone in der Neubausiedlung, in der zahlreiche Familien mit Kindern leben, ist nämlich keine, finden sie. Mehrere Versuche beim Bauamt oder in der Bürgersprechstunde mit Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher zu erreichen, die Zone deutlicher auszuweisen, scheiterten. Statt der angemessenen Schrittgeschwindigkeit führen Autos dort teils mehr als 40 Kilometer pro Stunde, berichtet ein Familienvater.

Etwa 80 Parteien leben in der Siedlung, fünf Familien haben sich inzwischen zusammen getan, um bei der Stadt Besserung einzufordern. "Auch wenn nur wenige mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind, ein Auto reicht, um ein Kind umzufahren", sagt der Anwohner. Die Türen der Häuser an der Carl-Dettenhofer-Straße gingen nämlich direkt zur Straße raus, in der nun mal viele Kinder unterwegs seien.

Viele Autofahrer wüssten schlicht nicht, dass in der Straße Schrittgeschwindigkeit vorgegeben sei, sagt der Anwohner. Zudem verleite die schnurgerade Straße geradezu zum Beschleunigen. Paketlieferer etwa rasten teilweise mit mehr als 40 Sachen durch die Straße, berichtet er.

"Schon allein straßenbaulich ist das sehr unglücklich gelöst." Seit einem Jahr suchen die Anwohner deshalb den Kontakt zu den Behörden. Vom Bauamt hieß es bisher, da könne man nichts machen, schließlich sei die Zone nach allen baulichen Vorgaben korrekt gestaltet worden. Etwa eine Verkehrsinsel einzubauen sei zu aufwendig; Bäume zu pflanzen könne die unterirdischen Versorgungsleitungen durch tiefwachsende Wurzeln beschädigen.

Unterdessen hätten die Anwohner "einen ganzen Maßnahmekatalog" eingebracht, berichtet der Familienvater, beispielsweise, den Straßenbelag zu verändern. Diese Vorschläge seien aber ignoriert worden. Nach einem Gespräch mit dem OB hatte der eine Geschwindigkeitsmessung für den Steinpark veranlasst. Sie ergab, dass zwar die meisten Autos bis zu 18 Kilometer pro Stunde fuhren, 15 Prozent aber schneller, einige sogar schneller als Tempo 40.

Deswegen sei ein weiterer Vorschlag der Anwohner gewesen, die Zone besser zu beschildern, sagt der Familienvater. "Man könnte ein größeres Schild: ,Verkehrsberuhigte Zone' hinhängen, etwas tiefer als das jetzige, und zusätzlich ein Schild mit ,Schrittgeschwindigkeit' anbringen. Das ist nicht aufwendig und kostet - ich schätze mal - 500 Euro."

Inzwischen hat die Stadt reagiert: Die Beschilderung sei in Ordnung, aber Pflanzkübel wolle man aufstellen, um die Raser durch optische und tatsächliche "Bremsen" zu zwingen, langsamer zu fahren. Das teilte Pressesprecherin Christl Steinhart vergangene Woche auf Anfrage mit. "Diese Zusage hatten wir schon im vergangenen Jahr, als es darum ging, die Straße optisch zu verschönern", entgegnet der Anwohner, passiert sei nichts. Warum es so lange dauere, die Kübel zu besorgen, sei ihm ein Rätsel. Christl Steinhart beschwichtigt: "Ein Musterkübel wird voraussichtlich im August aufgestellt" und dann das weitere Vorgehen mit den Betroffenen besprochen.

Zusätzlich wolle die Stadt im August zwei Wochen lang eine Geschwindigkeitswarnanlage in der Carl-Dettenhofer-Straße aufstellen, die den Autofahrern das gefahrene Tempo buchstäblich "vor Augen" führen werde, so Steinhart.

Frustriert sind die Bewohner des Steinparks aber über "die Art und Weise des Dialogs", sagen sie. Die Möglichkeiten zur Risikominimierung seien da, deswegen finden sie, fahre die Stadt eine "Zermürbungstaktik" und hoffe, dass die Anwohner irgendwann aufgeben. "Bürgerdialog stelle ich mir wirklich anders vor, etwa, sich einfach einmal mit allen Beteiligten an einen Tisch zu setzen", sagt der Familienvater.

Ruhe geben will er nicht. Denn bringen die Pflanzkübel und die Warnanlage nicht die gewünschte Verkehrsberuhigung, behält sich die Stadt vor, die Spielstraße in eine Tempo-30-Zone umzuwandeln. Dann dürfen Kinder gar nicht mehr auf der Straße spielen. Für den Familienvater wäre das "maximal skandalös".

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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