Nach 53 Jahren ist Schluss:Schuhmann sperrt zu

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Noch bis zum 23. Dezember hat das Einzelhandelsgeschäft Schuhmann in Allershausen geöffnet. Solange dauert der Ausverkauf. Artikel können bis dahin zu reduzierten Preisen erworben werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Das beliebte Einzelhandelsgeschäft in Allershausen beugt sich der Konkurrenz aus dem Internet. Auf der frei werdenden Ladenfläche soll nun ein Ausstellungsraum für die benachbarte Glaserei entstehen

Von Tobias Weiskopf, Allershausen

Rumgesprochen hat es sich schon, aber wirklich fassen können es viele Stammkunden immer noch nicht. Am 23. Dezember ist nach 53 Jahren Schluss mit dem Einzelhandelsgeschäft Schuhmann in Allershausen. Das sympathische und liebenswerte Geschäft für alles rund um das Spielen, Schreiben und Kochen ist vielen ans Herz gewachsen - nicht zuletzt auch wegen der fachkundigen Beratung durch die immer gut gelaunten Verkäuferinnen und des hochwertigen, ansprechend präsentierten Warensortiments.

"Es fällt uns wirklich nicht leicht, den Laden aufzugeben", sagt Inhaber Norbert Schuhmann. Doch der boomende Internethandel habe den Umsatz in den vergangenen Jahren so stark gedrückt, dass Norbert Schuhmann und seine Frau Elke viel Geld aus der dazugehörigen Glaserei dazu legen mussten. Auf Dauer sei das nicht machbar.

Angefangen hat alles am 13. Juni 1953 als Norbert Schuhmanns Vater Hans seinen Glasereibetrieb gründete. Wenige Jahre später, 1964 in der Woche vor Ostern, habe seine Frau Lisa den dazugehörigen Laden eröffnet. "Das war damals so üblich", erklärt der Sohn der beiden. Neben Glaswaren hab es anfangs vor allem Porzellan, Kruzifixe und Weihwasserkessel gegeben. Mit der Zeit wurde das Sortiment immer weiter aufgestockt, berichtet Schuhmann, dann habe es auch Spielwaren wie etwa kleine Matchbox-Autos gegeben. 1983 folgte ein großer Umbau, die Verkaufsfläche wuchs von 80 auf 360 Quadratmeter und von da an waren auch Garten-Möbel, Eisenwaren, Schrauben und Dübel zu haben. "Da hat es einfach alles gegeben", sagt Schuhmann, "es war ein richtiger Gemischtwarenladen."

Das wussten die Kunden zu schätzen, denn auch seltene Ersatzteile oder Einzelteile gab es zu kaufen. "Wenn man was braucht, ist man da hin", erzählt Alexandra Hegedusch, Stammkundin von klein auf, die besonders gerne vorbeikam, um Geschenke für Kindergeburtstage zu kaufen. Manch einer mag behauptet haben, es habe ein wenig Chaos im Laden geherrscht, doch in den bis unter die Decke vollen Regale kannte sich Lisa Schuhmann bestens aus. Sie gehörte über all die langen Jahre quasi schon zum Inventar und bei den Ortsansässigen ist das Geschäft deshalb auch als "Frau Schuhmann" bekannt. "Meine Mama war immer im Laden", berichtet Schuhmann, "sie war ein Unikat." Früher seien die Eltern verreist, Norbert Schuhmann habe in der Zeit die Urlaubsvertretung übernommen. "Ausgemacht waren drei Wochen, aber meist standen meine Eltern nach zehn Tagen wieder auf der Matte", erzählt er. Ende November ist Lisa Schuhmann im Alter von 83 Jahren verstorben.

Der große Umbruch kam aber schon 2006 zum Weihnachtsgeschäft. Im Vorjahr ist Hans Schuhmann gestorben, seine Frau Lisa konnte den Laden nicht alleine fortführen. Deshalb wurde das Geschäft in jüngere Hände übergeben und komplett modernisiert, die Verkaufsflächen heller, freundlicher und übersichtlicher. Der Fokus wurde auf das Hauptgeschäft Schreibwaren gelegt und diese um das Doppelte aufgestockt. Doch auch das hat nichts gebracht, der Umsatz ist stetig zurückgegangen. Nun soll die frei werdende Ladenfläche zum Showroom für die Glaserei umgebaut werden, erklärt Schuhmann.

"Da hängt ganz viel Herzblut dran", erzählt Verkäuferin Christine Scheideler, die seit 21 Jahren dabei ist und sich besonders um die Schreibwaren kümmerte, "das war nicht nur Arbeit, sondern auch eine kleine Familie." Das sehen auch Dörte Batoja, seit 22 Jahren die "Deko-Tante" im Laden, und Irene Just, die seit 27 Jahren an Samstagen aushilft, so. Besonders sei auf alle Fälle das Verhältnis zu den Kunden. Eine treue Kundin habe den Angestellten im stressigen Ausverkauf sogar ein warmes Mittagessen gekocht: Sparerips und Nudeln mit Tomatensoße. Vielleicht sogar mit einem Topf von "Frau Schuhmann"?

Wer noch hochwertige Weihnachtsgeschenke für Groß und Klein ergattern möchte, hat dazu noch bis zum 23. Dezember Gelegenheit. Auf Haushaltwaren, Porzellan, Gläser, Bestecke, Elektrokleingeräte, beliebte Spielwaren, Bastelbedarf und Schreibwaren gibt es 50 Prozent Rabatt.

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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