Nach Eklat:Neonazis sollen draußen bleiben

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Der Zwischenfall im Löwenwirt beschäftigt auch die Freisinger Gastronomen. Für ein konzertiertes Bündnis gegen Rassismus sehen sie derzeit aber keinen akuten Bedarf

Von Petra Schnirch, Freising

Auch zwei Tage später ist der Zwischenfall im Löwenwirt unter Freisinger Wirten ein großes Thema. Wie hätten sie selbst in einer solchen Situation reagiert? Neonazis seien bisher kein Problem gewesen, sagen sie unisono, auch nicht bei Festivals wie Uferlos. Für Bündnisse der Gastronomen gegen Rechts sieht Reinhard Fiedler, Betreiber mehrerer Lokale in der Innenstadt, in Freising deshalb auch "keinen akuten Bedarf". Ihm sei bis dato kein einziger Vorfall bekannt gewesen. Ein Zeichen aber wäre es schon, sagt er.

Am Montagabend waren im Löwenwirt eine Gruppe Neonazis und Mitglieder der Initiative "Freising ist bunt" aneinander geraten. Die Rechtsextremisten hatten sich wohl bewusst dort verabredet, weil bei der Veranstaltung des Bündnisses ein Referent der Antifaschistischen Informations- und Dokumentationsstelle München (Aida) sprechen sollte.

In Regensburg war 2010 nach einem Überfall auf einen Barkeeper die Initiative "Keine Bedienung für Nazis" entstanden, in Landshut bekunden Gastronomen und Geschäftsleute seit über zwei Jahren mit Aufklebern und Plakaten, dass bei ihnen "Kein Raum für Rassismus" ist. Noch ganz neu ist eine ähnliche Kooperation von Wirten in Deggendorf.

Auch in Freising "wäre das eine super Sache", findet Michi Kasper, einer der Uferlos-Macher. Wenn so ein Vorstoß aus dem Kreis der Wirte komme, könne man das nur gut heißen. Günter Wittmann, Wirt des Gasthauses zum Löwen, der die aktuellen Angriffe gegen sich als "unter der Gürtellinie" empfindet, sagt, er habe einen solchen Zusammenschluss schon einmal beim Wirtestammtisch angeregt, von seinen Kollegen sei aber wenig Resonanz gekommen.

Einige von ihnen halten einen solchen Schritt nach wie vor für nicht notwendig. Reinhard Wagner, Wirt des "Huberweisse" sagt, Neonazis "kommen hier nicht rein", das sei bekannt und es habe noch nie Schwierigkeiten gegeben. Im Zweifelsfall würden er oder seine Mitarbeiter die Gäste "freundlich, aber bestimmt" darauf hinweisen, dass sie hier nicht richtig seien. Größere politische Veranstaltungen nehme er mit Ausnahme des Aschermittwochs ohnehin nicht an. Andreas Eckert vom Lindenkeller meint zu der Frage nur, jeder mit gesundem Menschenverstand wisse, wie er reagieren müsse, wenn Neonazis ein Lokal besuchen wollen. Auch Reinhard Fiedler verweist auf das Hausrecht der Wirte. Egal ob mit oder ohne Aufkleber an der Tür - "die Wirte, die ich kenne, werden solche Leute nicht reinlassen". Eine Aktion der Gastronomen gegen Rassismus würde er aber unterstützen.

Einen ganz anderen Ansatz vertritt Tanguy Doron vom "La Petite France". Er spreche als "Wirt und Ausländer", sagt er. Für ihn hat "jeder Mensch das Recht, bedient zu werden". Natürlich wäre er nicht begeistert, wenn Rechtsradikale zu ihm ins Lokal kämen. Solange sie niemanden provozieren, könnten sie aber bleiben. "Wir wollen die Leute zur Toleranz erziehen, dann müssen wir auch tolerant sein", sagt Tanguy Doron, obwohl er selbst als Ausländer nicht immer gute Erfahrungen gemacht habe - und sein Großvater im Dritten Reich in ein Konzentrationslager verschleppt worden sei.

In Freising soll nun ein "runder Tisch" mit Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher zu dem Vorfall im Löwenwirt stattfinden. Für Doron ist es ein "No-go", dass auf einem Wirt so herumgetrampelt werde. Wittmann verletzt besonders, dass er von Leuten massiv angegangen und in die rechte Ecke gestellt werde, die ihn seit vielen Jahren kennen.

Dem Landshuter Bündnis gegen Rassismus, das nach einer Pause wieder aktiver werden will, geht es vor allem darum, die Gastronomen "zu sensibilisieren", gerade auch für rassistische Äußerungen, wie Markus Geisel vom "Schwarzen Hahn" erzählt, "wir wollen keine Gesinnungspolizei spielen, aber man kann etwas sagen". Eine Broschüre der Regensburger Initiative gibt Tipps, wie Wirte Neonazis erkennen und wie sie erschlichene Verträge auflösen.

© SZ vom 27.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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