Nach den Anschlägen von München und Ansbach:Festivalveranstalter auf der Hut

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Angesichts der Terroranschläge der vergangenen Tage investieren Veranstalter großer Festivals im Landkreis verstärkt in die Sicherheit. Die Stadt Freising und die Polizei stimmen sich im Hinblick auf das Volksfest ab

Von Christian Gschwendtner, Landkreis

Um seinen Job als Festivalveranstalter ist Alexander Wolff in diesen Tagen nicht zu beneiden. Am kommenden Freitag startet die Brass Wiesn in Eching. Und nach den jüngsten Gewalttaten in Bayern häufen sich auch bei ihm die Emails der vielseitig Verunsicherten: Ob man denn noch guten Gewissens auf das Blasmusik-Fest gehen könne, wollen ein paar Besucher wissen. Man kann, sagt der Brass-Wiesn-Chef. Und versucht die Leute zu beruhigen: "Wir sind gut aufgestellt, wir haben ein top Team."

Nach eigenen Angaben haben sie bei der Brass Wiesn 12 000 Euro für ein Sicherheitskonzept ausgegeben. 62 Seiten ist es lang und wird jedes Jahr neu an die Gefahrenlage angepasst. Für nächste Woche hat Alexander Wolff ein zusätzliches Treffen mit der Polizei anberaumt. Als Reaktion auf den Amoklauf von München und das Selbstmordattentat von Ansbach. Diskutiert wird dann, ob weitere Maßnahmen nötig sind. Natürlich sei das mit erheblichen Mehrkosten verbunden, sagt Wolff, aber als Veranstalter könne man es sich nicht leisten, an der Sicherheit zu sparen. Anders als viele glauben mögen, sind Terror und Amokläufe nicht automatisch die größte Bedrohung, gegen die sich Organisatoren absichern müssen. Mit fünf Seiten schlagen sie im aktuellen Sicherheitskonzept der Brass Wiesn zu Buche. Auf andere Szenarien - wie etwa starkes Unwetter oder Blitzschlag - hat man sich genauso vorbereitet. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Festivalbetrieb lahmzulegen.

Ganz ausschließen lässt sich der Ernstfall sowieso nicht, das weiß der Festivalorganisator Wolff selbst am besten: "Ein U-Boot kann immer auftauchen, man muss es nur rechtzeitig erkennen und dann wissen, was zu tun ist." U-Boote, das sind Notsituationen - und die will jeder Veranstalter tunlichst verhindern.

Das gilt genauso für die Stadt Freising. Bis zum Volksfestauftakt Anfang September dauert es noch. Unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse von Nizza und München, den ständig steigenden Besucherzahlen, kommt das aktuelle Sicherheitskonzept in diesem Jahr erneut auf den Prüfstand. Die Gespräche zwischen der Polizeiinspektion Freising und dem Ordnungsamt laufen. Bei einem Treffen nächste Woche soll das Sicherheitspaket festgezurrt werden.

Klar ist, dass amtsbekannte Personen die Luitpoldanlage zur Volksfestzeit nicht betreten dürfen. Vorübergehend wird sich die Polizei außerdem in der benachbarten Eishalle ein Quartier einrichten. Zu den genauen Einzelheiten möchte sich Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt, allerdings nicht äußern: "Ein Sicherheitskonzept beruht darauf, dass es eben nicht im Detail publik gemacht wird."

Klar ist auch, dass die Verantwortlichen keinen Anlass zu Überreaktionen sehen. "Wir wollen das Volksfest nicht militarisieren", sagt Polizeihauptkommissar Michael Ertl. Schon in den vorherigen Jahren habe man einen hohen Sicherheitsstandard erreicht.

Bleibt noch das Utopia Island Festival in Moosburg. Mitte August werden sich dort 11 500 Musikbegeisterte im Aquapark versammeln, die meisten Karten sind bereits vergriffen. Größere Gegenstände und Flüssigkeiten sind seit Längerem ein Tabu auf der Insel. "Das Sicherheitskonzept ist schon sehr engmaschig", sagt Pressesprecher Leonhard Mandl. Man habe es zusammen mit der Feuerwehr, dem TÜV und den Rettungsdiensten erarbeitet. Sollte man das Festival aus welchen Gründen auch immer abbrechen müssen, werden die Besucher mit Shuttlebussen in die Moosburger Stadthalle gebracht. Daneben gibt es zwei Zirkuszelte auf der Insel, die bei Unwetter als Unterschlupf dienen sollen. Ansonsten hat man sich nach Auskunft von Leonhard Mandl heuer dazu entschlossen, das Sicherheitspersonal aufzustocken. Ein Investment, das man unbedingt machen müsse. Der Bombenanschlag von Ansbach hat in den Augen von Mandl gezeigt, dass auf die Security Verlass ist. Die Wachmänner seien doch der Grund gewesen, dass Mohammad D. das Konzertgelände nicht habe betreten können.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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