Nach Beschwerden und Wortgefechten:Hausverwalter droht Mietern mit Rauswurf

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Der kleine Spielplatz ist nur für die Wohnanlage gedacht, doch es kommen auch Kinder aus der Nachbarschaft - deshalb gibt es regelmäßig Ärger. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Aushang sorgt in einem Block an der Veit-Adam-Straße für Ärger. Hintergrund ist, dass Kinder einen privaten Spielplatz nutzen. Die Wohnungsbau GmbH der Stadt beschwichtigt.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Streit schwelt schon seit Jahren, wie ein Anwohner erzählt. Kinder aus dem städtischen Wohnblock an der Veit-Adam-Straße 16 nutzen öfters den nur wenige Meter entfernt gelegenen Spielplatz der privaten Wohnanlage an der Albert-Sigismund-Straße 3 und 5. Dies hat schon zu Wortgefechten und etlichen Beschwerden geführt. "Stein des Anstoßes ist vor allem die Lautstärke und der Umgangston der älteren Kinder", sagt Andreas Voigt, Geschäftsführer der Wohnungsbau- und -verwaltungs GmbH der Stadt (WVG). Neues Ärgernis war ein Zettel des Hausverwalters, der bis Dienstag im Flur an der Veit-Adam-Straße 16 hing.

Sollte es erneut vorkommen, dass Kinder auf dem Nachbargrundstück spielen, werde die Eigentümergemeinschaft rechtliche Schritte gegen die Familien einleiten, hieß es dort. Und weiter: "Wir sehen uns dann leider auch gezwungen, das Verhalten abzumahnen, was im Wiederholungsfall zu einer Kündigung des Mietverhältnisses führen kann." Das sei ein "falscher Zungenschlag", räumt Voigt ein, das sei nicht korrekt. Auch im sozialen Netzwerk Facebook hagelte es empörte Kommentare.

In einem Brief an die Bewohner wirbt Voigt nun um ein "verständnisvolles Miteinander". Zum einen sollten die Mieter Verständnis dafür haben, dass Kinder spielen wollen. Auf der anderen Seite "sollten die Eltern bitte darauf achten, dass dies in den geregelten Formen erfolgt", heißt es weiter. Denn Beschwerden hatte es auch aus dem Wohnblock an der Veit-Adam-Straße 16 selbst gegeben

Der Hof der städtischen Wohnanlage, in der 28 Parteien leben, hat für Kinder wenig zu bieten. Zwischen Büschen und Zaun ist eine ungepflegte Sandkiste versteckt, in die schon Unkraut hineinwuchert, daneben gibt es eine Sitzgelegenheit für die Eltern. Wenige Meter daneben - und über die Rampe der Feuerwehrzufahrt leicht zu erreichen - befinden sich eine Rutsche mit Sandkasten, eine Schaukel und ein Wipptier. Ein Schild aber weist darauf hin, dass die Fläche Kindern der Albert-Sigismund-Straße 3 und 5 vorbehalten ist.

Zum Teil sei auf dem Areal auch Fußball gespielt worden, schildert Voigt. Der Ball sei immer wieder laut gegen die Mauer geknallt und einige der überwiegend älteren Bewohner hatten wohl auch Angst um ihre Fenster. Einmal sei sogar ein Fahrradreifen zerstochen worden, sagt Voigt. Ob ein Zusammenhang mit den Beschwerden bestehe, sei aber nicht bekannt.

Der Geschäftsführer der WVG versucht merklich, die Diskussion wieder in ruhige Bahnen zu lenken. Auf Facebook hieß es beispielsweise "Unglaublich. Wie soll man Kinder abhalten, auf einem Spielplatz zu spielen? So was macht einen wütend!". Oder: "Das ist echt traurig". Vor allem für das Fußballspielen bittet Voigt die Familien, künftig den Bolzplatz am Karwendelring zu nutzen - das ist der nächste öffentliche Spielplatz. Gekündigt werden solle niemandem, beschwichtigt er. Auch rein rechtlich wäre dies schwierig, wenngleich offenbar nicht unmöglich - wegen Störung der Eigentumsrechte der Nachbarschaft.

Den Hof an der Veit-Adam-Straße 16 will sich die Wohnungsbaugesellschaft noch einmal anschauen. Die Möglichkeiten dort sind laut Voigt aber begrenzt, weil sich darunter eine Tiefgarage befindet und deshalb keine größeren Verankerungen machbar sind. Einige Spielplätze in den städtischen Wohnanlagen sind bereits erneuert worden. So gibt es etwa einige Meter weiter an der Albert-Sigismund-Straße 7 bis 11 ganz neue Schaukeln und einen Kletterturm mit Gerüst - allerdings eigentlich auch nur wieder für die Kinder der Wohnanlage. OB Tobias Eschenbacher, der von einem Bewohner angeschrieben worden war, ist im Gespräch mit der WVG. Inhaltlich teile er die Meinung in dem Schreiben nicht, sagt er. Es zeige jedoch, dass ein Problem dahinter stecke. Es gehe aber um Kinder - und für die sei nicht nachvollziehbar, warum sie auf dem Nachbargrundstück nicht spielen sollen. Auch nach möglichen Alternativen will die Stadt suchen.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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