Musik und Spezialitäten:Freising zu Gast in Afrika

Lesezeit: 2 min

"Mama Afrika" (Lea Müller, 2. v. l.) sorgt für die Freisinger, ihre Töchter Adjua und Ama und ihr Verwandter Joe helfen bei Zubereitung und Verkauf. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Verein der Togoer zeigt bei dem dreitägigen Fest in der Luitpoldanlage, wie vielfältig der Kontinent ist

Von Johann Kirchberger, Freising

Natürlich konnte man sich beim Afrikafest in der Luitpoldanlage nur einen oberflächlichen Eindruck davon verschaffen, wie bunt, wie vielfältig, wie facettenreich der schwarze Kontinent ist. Trotzdem, ein wenig eintauchen konnte man schon in diese Welt, wozu die von vielen Trommlern dargebrachten musikalischen Darbietungen, das kulinarische Angebot und die Verkaufsstände beitrugen, an denen vor allem Schmuck, Kleidung und Schnitzereien angeboten wurden.

Es war bereits das 10. Afrikafest, das der Verein der Togoer, der sich offiziell "Association des Toglais a Freising" nennt, veranstaltet hat. Landrat Josef Hauner, der als Schirmherr fungierte, nannte es gerade angesichts der vielen Migranten wichtig, sich einen Eindruck von Afrika zu verschaffen und sich mit den Menschen auszutauschen. Er lobte die Leistungen des 2002 gegründeten Vereins, der den Flüchtlingen helfe, sich hier zurechtzufinden. 724 Menschen aus Afrika lebten derzeit im Landkreis, sagte Hauner, 99 stammten aus Togo. Dazu kämen noch etwa 900 Asylbewerber aus afrikanischen Ländern. "Wir bemühen uns, sie alle möglichst menschlich zu behandeln", versprach er, sie sollen sich hier in Freising sicher fühlen und "wir wollen helfen, sie zu integrieren". Das Afrikafest, so Hauner, sei ein Mosaikstein zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens.

Freising sei stolz auf dieses Fest, lobte auch Guido Hoyer, Migrationsreferent im Stadtrat. Freising habe ja schon im Mittelalter einen Äthiopier mit Krone in sein Wappen aufgenommen, was als Zeichen der Verbindung mit Afrika gewertet werden könne. Eine Siegerehrung gab es auch. Die nahm SEF-Abteilungsleiter Georg Appel vor, der allen Teilnehmern eines Fußballturniers in der Savoyer Au eine Medaille überreichte und den Gewinnern vom Team Bluehouse einen Pokal.

Cheforganisator Deo Amados, der eine Art Krone trug und eine "Kente" umgeworfen hatte, ein gewickeltes Gewand, das einer römischen Toga ähnelt, führte Hauner über den Platz zu den Verkaufsständen, deren Betreiber teilweise bis aus Bremen angereist waren. Holzschnitzereien hatten sie mitgebracht, Töpferwaren, Taschen, Schuhe, Ketten, mit Weizen gefüllte Kissen, afrikanische Mode, Trommeln, CDs und Stoffe. Ein Topflappen für 13 Euro, das mag zwar nicht billig sein, immerhin wurden an dem Stand Kreditkarten akzeptiert. Auch die verschiedensten Produkte vom Moringa-Baum, dem "Baum des Lebens", konnten die Besucher erwerben, als Pulver, in Kapseln, als Cremes oder als Tee. Soll angeblich alles sehr gesund sein. An den Essensständen gab es viele Gerichte, die hierzulande kaum jemand kennt. Am Stand "Taste of Ethiopia" zum Beispiel wurde "Keywot Be Ayeb" oder Sabussa verkauft, an einem anderen Fufu, Kuskus und Pofpof. "Mama Afrika" machte es den Festbesuchern relativ leicht. Sie stellte für alle, die sich nicht entscheiden konnten, einen Probierteller zusammen. All jenen, die sich selbst an die Zubereitung der Gerichte machen wollen, konnte ebenfalls geholfen werden. Verkauft wurden afrikanische Lebensmittel, Obst und etwas seltsam anmutendes Gemüse, wie es in dieser Form auf dem Freisinger Wochenmarkt noch nie zu sehen war. Und gegen den Durst? Da zeigten sich die Togoer schon ganz integriert und verkauften Bier aus Weihenstephan.

Das musikalische Angebot bestand großteils aus Tanz- und Trommelshows sowie Workshops. Am Abend spielten Reggae-Bands, unter anderem aus Benin und Ghana. Um in den Genuss der Musik zu kommen, brauchte man allerdings Geduld, denn in den langen Umbaupausen schraubten die Akteure die meiste Zeit über an ihren Mikrofonen herum, auf der Suche nach dem richtigen Sound. Afrika pur war dann am Sonntagmittag angesagt, bei einer Modenschau mit Trachten aus verschiedensten Ländern des Kontinents, ein faszinierender Farbtupfer. Später traten noch afrikanische Schuhplattler auf, zusammen natürlich mit vielen Trommlern. Denn trommeln, das hat man drei Tage lang gelernt, gehört zum afrikanischen Handwerk.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: