Mitten in Moosburg:Schnaps-Idee

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Wie man außenpolitische Konflikte friedlich löst und was eine Flasche Drei-Rosen-Bier damit zu tun hat

Von Alexander Kappen

Seit zwei Tagen machen sich Menschen rund um den Globus Gedanken, ob der neu gewählte US-Präsident, der mit seinen rassistischen und sonstigen Ausfällen wie ein Berserker durch den Wahlkampf gepflügt ist, seinen aggressiven Habitus beibehält und nun ohne Rücksicht auf Verluste auch wie ein Trumpeltier durch die Weltpolitik stapfen wird. Viele friedliebende Amerikaner spielen schon mit dem Gedanken, nach Kanada auszuwandern. Beim nördlichen Nachbarn verstehen sie sich schließlich darauf, außenpolitische Konflikte gewaltfrei auszutragen.

So streiten sich die Kanadier bereits seit den 1970er Jahren mit Dänemark darüber, wem die zwischen Nordamerika und Grönland gelegene 1,25 Quadratkilometer kleine, unbewohnte, vegetationslose Hans-Insel gehört. Und weil sie sich bislang nicht so recht einigen konnten, regeln sie die Angelegenheit seit ein paar Jahren auf eine sehr charmante Art: Beide Nationen schicken regelmäßig Expeditionen auf das Inselchen, hissen dort die eigene Flagge und hinterlegen eine landestypische Spirituose. Diese nehmen dann die Vertreter der jeweils anderen Nation mit und lassen dafür Hochprozentiges aus ihrem Land da, wenn sie das nächste Mal vorbeischauen, um die eigene Flagge zu hissen.

Allerdings ist nicht auszuschließen, dass sie demnächst Bauklötzchen staunen, wenn sie statt des kanadischen Ahornblatts oder der dänischen "Dannebrog" eine Fahne mit dem Moosburger Stadtwappen und eine Flasche Drei-Rosen-Bier vorfinden. Auf der Facebook-Seite "Moosburg für Jung und Alt" haben sie jetzt jedenfalls das Hans-Insel-Prinzip entdeckt, geprüft und für gut befunden. Zwar liegt die Insel geografisch durchaus ein Stückchen weg, wie ein User einräumt. Ein Hoheitsanspruch lässt sich aus Moosburger Sicht daher nur schwer ableiten. Aber man könne trotzdem mal vorbeischau'n, meint ein anderer, schließlich "liegt da ja immer Schnaps rum". Damit es keine Probleme bei der Einreise gibt, hat eine Nutzerin, offenbar Kanadierin, einen wertvollen Tipp parat: "Wenn die Insel grad den Dänen gehört, reicht da Perso, gehört sie grad uns, nehmts n Pass mit."

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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