Mitten in Freising:Politiker wollen geliebt werden

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Warum es in der Stadt so viele Partei- und Fraktionswechsel gibt . . .

Von Kerstin Vogel

Am Anfang war die Partei. Also, nicht ganz am Anfang. Da war Finsternis. Aber irgendwann während der Menschwerdung des Affen ergab es sich, dass in eine Partei musste, wer ein politisches Amt haben wollte. Idealerweise wählte der zum Menschen Gewordene eine Partei, deren Vorstellung von der Welt, der eigenen zumindest im Ansatz entsprach und alles war gut - bis in den 1950er Jahren einige Kommunalpolitiker lieber keine Partei mehr sein wollten, die Wählergruppen erfanden und diese Freie Wähler, Unabhängige Bürger oder Einigkeit Goldach nannten.

Bis heute bieten diese Wählergruppierungen all jenen eine Heimat, die sich von ihren Parteien programmatisch enttäuscht, mangelhaft unterstützt oder nicht genug geliebt fühlen. In der neueren Zeit ist etwa die Freisinger Mitte so entstanden, erst zum Schaden der CSU, zuletzt nicht eben zum Nutzen der Grünen, die bekanntlich ihre Fraktionssprecherin Birgit Mooser-Niefanger an die Wählergruppe verloren haben.

Und Rosi Eberhard. Die haben die Grünen auch verloren, allerdings nicht an die Freisinger Mitte, sondern zunächst einfach so - und nun an die Stadtratsgruppe der Linken, wo wiederum Eckhardt Kaiser einen von zwei Plätzen frei gemacht hat, um künftig ein Einzelkämpfer zu sein. Das ist insofern verwirrend, als Kaiser bei der Partei "Die Linke" bleibt, es also nach wie vor zwei Linke im Freisinger Stadtrat gibt, nur nicht mehr als Gruppe; gleichzeitig gibt es weiter die Stadtratsgruppe der Linken nur jetzt mit Rosi Eberhard, die nach wie vor eine Grüne ist, nur nicht mehr in der Fraktion der Grünen.

Das Wahlergebnis? Die endlosen Kandidatenlisten, durch die sich der Wähler gekämpft hat, um zu kumulieren, zu panaschieren und all das? Egal. Neue Idee: Einzelkämpfer Kaiser sucht sich eine Zweitperson zwecks Bildung einer Stadtratsgruppe - zu haben wäre etwa FDP-Urgestein Anna-Maria Sahlmüller. Gemeinsam bewegen sie den Sprecher der Freisinger Mitte zum Übertritt, locken ein, zwei Grüne und einen Freien Wähler dazu und gründen eine Wählervereinigung, die alsbald in eine Partei überführt wird. Namensvorschlag: Linksgelbgrüne Freie Mitte Freising.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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