Mitten in Freising:Hunde, Frauen und ein Schwein

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Am Ende des Tages sind alle Beteiligten mit sich und der Welt im Reinen

Von Kerstin Vogel

Der junge Mann ist erfreut. Man habe hier eine "Win-Win-Situation", lobt er begeistert. Neben ihm wedeln mehrere Hunde, er selber wedelt mit diversen Flyern, hinter ihm an der Straße steht ein Schwein. Kein echtes, aber es sieht so aus. Auch ansonsten ist die Lage an diesem Samstag in den Freisinger Clemensängern ein wenig unübersichtlich. Eine dort ansässige Autowaschanlage wäscht offenbar für Frauen kostenlos die Autos, weshalb alle Freisingerinnen mit Führerschein, die irgendwo ein Auto auftreiben konnten, hier jetzt in Zweierreihen anstehen - und ein Typ in einem Cabrio, der möglicherweise nicht weiß, wie Waschanlagen funktionieren, das Verdeck jedenfalls ist offen.

Der junge Mann ist mit seinen Flyern auch nicht alleine gekommen, sondern hat mit einigen Mitstreitern von Greenpeace vor dem ebenfalls hier ansässigen Lebensmittel-Discounter Lidl einen Infostand aufgebaut. Man kann sich über Massentierhaltung informieren und die Lidl-Stiftung mit seiner Unterschrift dazu auffordern, Tierhaltung und Herkunft künftig zu kennzeichnen und auch ansonsten noch dies und das zu verbessern - unter anderem für die Schweine.

Die insgesamt neun Hunde wiederum sind samt ihren Herrchen und Frauchen vom nahen Hundesportverein CaniFit herüberspaziert, weil sie an diesem Tag die Begleithundeprüfung ablegen. Dabei wird auch überprüft, ob sich der Hund nebst menschlicher Begleitung sicher im Verkehr bewegen und anderen Verkehrsteilnehmern friedlich begegnen kann: Fußgängern, Radfahrern, Autos, Frauen in Autos, Menschen, die einen Einkaufswagen schieben.

Ein lebensgroßes Schweinemodell steht bei dieser Prüfung üblicherweise nicht auf der Liste. Andererseits kann man nie wissen, was einem im Kleinstadtalltag so alles begegnet, also schickt die Prüferin die Prüflinge kurzerhand einen nach dem anderen zu einem Gespräch neben das Schwein an den Infostand. Die Hunde, weil gut erzogen, nehmen es mit Gelassenheit, die Greenpeace-Aktivisten wiederum nehmen die Gelegenheit wahr und sammeln Unterschriften bei den Hundeleuten - und so gibt es am Ende tatsächlich nur Gewinner: Alle Hunde bestehen die Prüfung, die Schweine dürfen auf den Erfolg der Unterschriftenaktion hoffen - und die Frauen durften an einem Samstag endlich mal die Familienkutsche fahren.

Allerdings war da auch noch der Typ in dem Cabrio . . .

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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