Mitten in der Region:Richtig baden gehen

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Wer Frauen, Männer und Kinder beim Betreten eines Gewässers beobachtet, kann interessante Studien betreiben

Kolumne von Regina Bluhme

Ein Besuch am Badeweiher ist wärmstens zu empfehlen. Nicht nur wegen der derzeit oft herrschenden Hitze. Man kann dort auch interessante Studien betreiben, zum Beispiel über die vielfältigen Verhaltensweisen von Männern, Frauen und Kindern beim Betreten eines Gewässers. Da gibt es Menschen, die rennen laut schreiend und wild um sich schlagend ins Wasser. Wieder andere schlendern betont lässig heran und versinken mit einem leisen Blubb in den Fluten. Oder staksen storchengleich eine gefühlte halbe Stunde am Ufer umher, erst den einen Fuß ins Wasser, dann den anderen und nach dieser Kraftanstrengung werden die Hände vorsichtig ins Wasser getaucht, dann wird tröpfchenweise das Antlitz benetzt und schließlich mit einem kurzen Johlen der ganze Körper dem Tümpel geopfert.

Dann der Klassiker: Erst mit dem großen Zeh hinein, das Gesicht schmerzverzerrt, weiter geht es mit dem ganzen Fuß, bis der Körper in Zentimeterarbeit gänzlich mit Wasser benetzt wird. Es geht auch anders herum. Erst von oben den rechten Arm mit Wasser beträufeln, aber nur ein paar Tropfen, kurz aufschreien, dann den linken Arm beträufeln, kurz aufschreien, schließlich mit einem lauten Stöhnen bis zum Bauch ins Wasser hocken und dann unter erneutem Stöhnen sogar bis zum Hals ins Wasser - wobei Gesicht und Haare unbedingt trocken zu halten sind.

Für eine weitere, beliebte Hinhaltetaktik wird eine Luftmatratze benötigt, wahlweise auch aufblasbare Riesenbrezen oder Einhörner. Auf dieser Gummiauflage lässt sich recht lange der Kontakt zum Wasser vermeiden und, wenn es unbedingt sein muss, kann man mit einem mehr oder weniger eleganten Plumps ins kühle Nass abgleiten.

Am lautesten machen sich natürlich Kinder und Jugendliche bemerkbar. So wie jüngst zwei Buben, die an diesem Sommertag erst mit Gebrüll ins Wasser rennen und dann ihren noch etwas unschlüssig am Ufer stehenden Vater anfeuern: "Los Papa, komm, es ist überhaupt nicht kalt!" Der Vater scheint nicht ganz überzeugt und trippelt vor sich hin. Plötzlich ein markerschütternder Schrei, Wasserrauschen, Stille. Erschrockene Blicke der Badegäste zu dem Mann. Alles gut: Papa hat es bis zu den Knien ins Wasser geschafft.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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