Nacht der Musik:Wie auf einem Straßenfest

Lesezeit: 2 min

In Freising herrschte bei der Nacht der Musik ausgelassene Stimmung bis in die frühen Morgenstunden hinein.

Von Rebecca Seeberg, Freising

"Als ob bekiffte Außerirdische sie fabriziert hätten": Manekin Peace ist auch noch nach seinem Auftritt mit Tobi Wan Sinn in seinem Element. Gerade versucht er die Sounds, die sie dem begeisterten Publikum entgegen geschleudert haben, zu beschreiben. Zusammen mit vier weiteren Hip Hop Bands brachten sie an diesem Samstag das alte Jugendzentrum an der Kölblstraße zum Kochen und die Menschen zum Tanzen.

Zur Freisinger Nacht der Musik waren Jung und Alt trotz des Regens auf den Straßen unterwegs. Unter der Last von Hunderten Musikfans bogen sich die Bohlen altbewährter Freisinger Kneipen und allerorts herrschte eine ausgelassene Stimmung.

So kletterten im proppenvollen Furtnerbräu die Menschen schon zu den Fenstern hinein, um noch etwas von den teils rockigen, teils melancholischen Klängen der bekannten Johnny-Cash-Tribute-Band Bandana mitzubekommen. Mit Backenbart, Hosenträgern und einer ordentlichen Portion Humor erweckten die vier Musiker selbst in diesem urbayerischen Ambiente die Countrymusik zum Leben.

Insgesamt 16 Bands sorgten in verschiedenen Lokalen für beste Stimmung. Ein Shuttlebus brachte die Gäste von A nach C. Zwischen Rockmusik in Antje's Klimperkasten, kräftigen Blues im Dampftheo und den authentischen Klängen der Monday Tramps im Schneiders, torkelte das Publikum von einem Musikgenuss zum nächsten, während Nieselregen die erhitzten Gesichter kühlte.

Ein besonderes Konzept bot der Freisinger Konditor Andreas Muschler, der zusammen mit dem argentinischen DJ-Videokünstler "El Movimiento" zu "chocolectro" sein kleines Café zum Beben brachte. Dort, wo sonst Törtchen, Kuchen und Kellnerinnen stehen, gab der DJ, tief über die vielen Regler gebeugt, Klänge zwischen Electro House, Latin Rhythmus, Roots und Dub zum Besten. In einer Hand eine Praline, in der anderen ein Bier, wippte die Menschenmenge ausgelassen im Takt und tanzte selbst noch draußen auf den Bürgersteigen.

Etwas gepflegter ging es da im "La Petite France" am Marienplatz zu. Zu einem "Gig" war die Paul Daly Band angereist, die aus vier Münchner Musikern besteht, deren Wurzeln aber in Irland und England liegen. Mit einem Glas Wein in den Händen wiegten sich die Gäste zu den melodischen Klängen der Mundharmonika und obwohl da eigentlich irisches Bier fehlte, passte die Kombination gut. Mit den Refrains irischer Trinklieder im Ohr zogen die Musikkenner von Parkcafé zur Qbar, im Rhythmus der Travelling Cadillacs weiter ins Et Cetera, um dort in die vom Programm angekündigte "turbulente Ära der Swinging Sixties" einzutauchen.

Eine auffällig große Menge an weiblichen Zuhörern hatte sich am späteren Abend im Schneiders versammelt, um auf Bänken und Fensterbrettern gedrängt den Red Blood Cells, einer Indie-Rock-Band von vier jungen Freisingern, zu lauschen. "Mal verletzlich still, mal laut und deutlich" wurden sie treffend im Programm beschrieben. Am späten Abend spielten sich Straßenfest ähnliche Szenen vor dem B-Trieb ab, dessen letzte Party vor der Schließung ebenfalls auf den Samstag fiel. Auch im Nachtcafé und Lindenkeller wurde bis in die Morgenstunden gefeiert.

Ein kurioses Bild bot sich denjenigen, die sich trotz Nieselregens aus den Bars auf die Straße wagten und am Marienplatz vorbeikamen. Dort, auf der Ausschanktheke der mau besuchten Bierinsel, spielte eine Volksmusikkapelle unbehelligt von Kälte, Regen und den heißen Rhythmen, die von Muschler, Bierstüberl und den anderen Lokalen herüberschallten, Blasmusik im Dreivierteltakt.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: