Mein Jahr:Immer auf dem Sprung

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Christoph Kürzeder hat auch ohne Museumsbetrieb gut zu tun. (Foto: Marco Einfeldt)

Christoph Kürzeder hat auch ohne Museumsbetrieb gut zu tun

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

2015 neigt sich dem Ende zu und überall blicken die Menschen derzeit zurück auf die großen Ereignisse der vergangenen zwölf Monate. Die Freisinger SZ hat Bürger aus dem Landkreis gebeten, sich an die Besonderheiten zu erinnern, die sich 2015 für sie ganz persönlich ergeben haben.

Das Freisinger Diözesanmuseum gilt als zweitgrößtes kirchliches Museum der Welt, gleich nach den Vatikanischen Museen. Auf 4800 Quadratmeter Ausstellungsfläche könnte es Werke von Erasmus Grasser, Jan Polack, Hans Leinberger, Lucas Cranach, Cosmas Damian Asam, Giovanni Domenico Tiepolo, Johann Baptist Straub, Christopher Paudiß und Ignaz Günther. . . Die Betonung liegt auf dem Wort "könnte", denn 2013 wurde das Diözesanmuseums geschlossen. Der Brandschutz war nicht gewährleistet und die Genehmigung fehlte überdies.

Nun könnte man meinen, dass Museumsdirektor Christoph Kürzeder seitdem eine ziemlich ruhige Kugel schiebt, so ganz ohne Museum . Doch weit gefehlt. Eigentlich ist er immer "auf dem Sprung", auch diesmal wieder, als er kurz erzählen soll, wie sein Jahr 2015 war. "Ich hatte mehr zu tun, wie mit einem geöffneten Museum", sagte er. Begonnen hat 2015 für ihn eigentlich schon Ende Dezember 2014 mit den Vorbereitungen für die große Rokokoausstellung unter dem Titel "Mit Leib und Seele" in der Münchner Kunsthalle. Aus ganz Bayern mussten die wertvollen Kunstwerke dafür nach München transportiert werden, und unbeschadet dort ankommen. Auch aus Freising kam mit den Altarfiguren der Neustifter Kirche St. Peter und Paul ein Beitrag. "Das waren turbulente Vorbereitungen, es war ein wirklich tolles Projekt", erinnert sich Kürzeder , der selbst während der Ausstellung 82 Führungen gehalten hat. "Und bei mir dauert eine Führung schon so zwei Stunden". Aber weil der Kontakt zu den Besuchern in dem derzeit geschlossenen Freisinger Diözesanmuseum so gar nicht stattfinde, habe ihm das "wahnsinnig Spaß gemacht". Dann mussten die Kunstwerke natürlich auch wieder sicher verpackt und an ihren Ursprungsort zurückgebracht werden. Beendet war die Arbeit damit nicht. "Wir leisten nach einer solchen Ausstellung auch Langzeitbetreuung und schauen alle paar Wochen nach, wie es den Kunstwerken geht".

Nun soll das Diözesanmuseum irgendwann auch wieder öffnen. Für die Sanierung und Umgestaltung wurde darum ein Architektenwettbewerb gestartet, das zweite Highlight für Kürzeder in diesem Jahr. "Die Jurysitzung war ein echter 12-Stundentag, eine Marathonsitzung, das musste ja an einem Tagentschieden werden. Aber es war sehr spannend für mich, es war mein erster Wettbewerb".

Damit man nicht ganz aus der Übung kommt mit dem Publikumsverkehr, wurde das Museum in der Adventszeit auch zwei Mal kurz geöffnet mit Ausstellungen, Konzerte, Workshops und Familienveranstaltungen. "Das hat uns sehr viel Hoffnung gemacht, weil viele Freisinger kamen, die zu ihrem Museum stehen. Vor allem viel junge Familien. Das Publikum verjüngt sich gerade." Es sei auch ein gutes Sammeljahr für Museum gewesen. Der Bestand sei erweitert worden mit zeitgenössische Kunst und Werken aus dem süddeutschen Spätmittelalter. Das kann man jetzt noch nicht zeigen. "Das ist dann wie Weihnachten, da freuen wir uns drauf", erzählt Christoph Kürzeder.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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