"Ausverkauf" heißt es in den Schaufenstern des Marzlinger Dorfladens. Es gibt Prozente auf Lebensmittel und Inventar, alles muss bis Ende Juni raus - dann gibt es in Marzling wieder keinen Einzelhandel mehr. Eineinhalb Jahre lang hatte Manuela Wahl hier Produkte für den täglichen Bedarf angeboten. "An der Konkurrenz der großen Supermarktketten liegt es nicht", erklärt sie ihren Entschluss. "Ich konnte mir bloß keine weiteren Mitarbeiter leisten." Jeden Tag 14 Stunden allein im Laden zu arbeiten, sei ihr zu viel geworden. Sie bedauere die Schließung - schließlich sei der Laden zu einem Treffpunkt für die Dorfbewohner geworden. Wahl geht in ihren alten Beruf in den Isar-Sempt-Werkstätten, einer Einrichtung der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung, zurück. "Ewig dankbar" ist Wahl den Vereinen. So habe das Marzlinger "Netzwerk" ihr bei der Eröffnung geholfen, der Sportverein ließ sie die Präsentkörbe bestücken, bei der Kulturveranstaltung "Artkustik" durfte sie das Catering machen.
Anders als in Marzling sieht die Situation in Paunzhausen aus. Die Eröffnung des Dorfladens hat die Gemeinde stark unterstützt. Nach der Schließung des vorhergegangenen Dorfladens wurde er explizit auf die Initiative des Bürgermeisters hin ins Leben gerufen, so eine Mitarbeiterin des Dorfladens. Die Gemeinde und der Bürgermeister seien der Ansicht gewesen, ein Dorfladen sei besonders wichtig für alte Leute ohne Auto, die somit zu Fuß einkaufen gehen können und einen täglichen Treffpunkt haben. Der Dorfladen liefe "herausragend gut", das Sortiment sei sehr umfangreich. Neben einer integrierten Metzgerei, einem Bäcker und einem Getränkemarkt gibt es eine Kaffee-Ecke. einen Hermes- und DHL-Versand im Laden. Darüber hinaus lassen sich unter anderem frisches Obst und Gemüse, regionale Produkte und Geschenkartikel erwerben. Natürlich sei die Konkurrenz mit den Supermarktgrößen Netto und Edeka nicht zu verachten, man müsse sich "eben ein Alleinstellungsmerkmal schaffen". Es gehe immer wieder darum, Lücken zu finden, um sich zu positionieren. Besonders wichtig sei für den Paunzhausener Dorfladen dabei das Angebot regionaler Produkte. Ein entscheidender Unterschied zu Manuela Wahls Unternehmen ist die Mitarbeiterzahl. Über zehn geringfügig Beschäftigte arbeiten am Erhalt des Dorfladens mit. Der Laden ist eine Genossenschaft, es wird also lediglich gewinnerhaltend gearbeitet - und oft ehrenamtlich. "Die Auswahl an Wohnaccessoires, die wir im Laden anbieten, wird beispielsweise zu Hause herausgesucht." Auch die Inventur werde auf ehrenamtlicher Basis gemacht, "wenn die Scheiben geputzt werden müssen, dann treffen wir uns eben am Nachmittag. Das ist ja ein Dorf hier, da packt jeder mal zu."
Die Größe der Belegschaft ist auch für das Bestehen des Dorfladens in Haag wichtig. "Wir arbeiten hier zu zehnt, sodass jeder maximal sechs Stunden Arbeitszeit pro Tag hat", erzählt Marktleiterin Petra Rott. Auch sie bietet regionale Produkte, Bioprodukte, Schreibwaren und einiges mehr an. Ein Konkurrenzproblem mit den Supermärkten haben sie nicht, die Zahl der Stammkunden ist hoch: "Das Alter unserer Kunden ist sehr gemischt. Natürlich ist der Laden wichtig für die älteren Dorfbewohner ohne Auto. Aber genauso für die jüngeren Familien, die vielleicht nur ein Auto haben. Und bei Kindern kommt der Laden sowieso gut an."
Was mit Manuela Wahls Ladenfläche in Marzling in Zukunft passiert, wisse sie bisher noch nicht. "Ich würde mich freuen, wenn sich wieder jemand melden würde, um ein neues Einzelhandelsgeschäft zu eröffnen."