Marzling:Ärger im "bunten Dorf"

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Bürgermeister kritisiert kursierende Gerüchte um Asylbewerber als "Rufmord"

Von Gudrun Regelein, Marzling

Derzeit kursierten in Marzling Gerüchte, die den Gemeindefrieden ungemein stören würden, sagte Bürgermeister Dieter Werner bei der diesjährigen Bürgerversammlung am Freitagabend. Momentan werde kolportiert, die Gemeinde würde sogar Enteignungen in Erwägung ziehen, um Platz für Asylbewerber zu schaffen. "Wir werden gegen solche Gerüchte vehement einschreiten", sagte Werner. Das sei Rufmord: "Wenn wir wissen, wer der Urheber ist, werden wir staatsanwaltlich ermitteln lassen." Arbeit habe man bereits genügend, Gerüchte würden diese unnötig erschweren.

Seit Jahren wachse Marzling kontinuierlich, informierte Werner die etwa 70 Besucher. Lebten im vergangenen Jahr noch 3347 Einwohner in der Gemeinde, so stieg deren Zahl mittlerweile um knapp 80 Personen auf 3423 an. "Wir sind ein buntes Dörflein", sagte Werner. Derzeit wohnen etwa 270 ausländische Staatsbürger - 43 mehr als noch im Vorjahr - aus 58 Nationen in Marzling. Allerdings konnten bislang nur zwei Asylbewerber und vier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgenommen werden. Bereits seit Juli werde versucht, in zwei leer stehenden Gebäuden der Straßenmeisterei Unterkünfte zu schaffen. Bislang konnte sich aber das Landratsamt nicht mit dem Eigentümer, der Bundesimmobilienagentur, auf einen Mietvertrag einigen. "Wir stehen der Aufnahme von Asylbewerbern positiv gegenüber", betonte Werner. Auch ein Helferkreis Asyl habe sich bereits gebildet.

Im Bericht des Bürgermeisters ging es neben der Entwicklung in der Gemeinde und Haushaltszahlen um wichtige Themen in diesem Jahr. So konnten die Sportanlagen - "eines unserer längsten und größten Projekte" - fertiggestellt werden. Neben einem Kunstrasenfeld entstand auf dem neuen Areal auch ein Naturrasen-Kleinfeld. Für die bereits 2014 in Modulbauweise aufgestellte Kinderkrippe wurden die Außenanlagen - unter anderem ein Mehrzweckhäuschen - erstellt. Diese Arbeiten erledigten die Mitarbeiter des Bauhofs "preiswert" selber. Im Baugebiet "Am Bachwinkel Süd" gebe es für Privatpersonen keine freien Parzellen mehr, teilte Werner mit.

Für 2016 sei - nachdem in diesem Jahr bereits verschiedene Straßen und Brücken im Gemeindegebiet saniert wurden - nun der Ausbau des letzten Stückes der Freisinger Straße von der Muschlerkreuzung bis zum westlichen Ortseingang geplant. Die Ausschreibung soll während der Wintermonate erfolgen. Für 2016 ist zudem der Spatenstich für die geplante Umfahrung B 301 vorgesehen. Die Bauzeit werde wohl - länger als erwartet - fünf Jahre betragen. Weitere große Projekte sind der DSL-Ausbau, durch den das gesamte Marzlinger Gemeindegebiet mit einem schnellen und funktionsfähigen Internet versorgt werden soll, sowie eine Neuplanung für den gemeindlichen Friedhof.

Die Kinderbetreuung in Marzling ist laut Werner mittlerweile zu einem sehr wichtigen und kostenintensiven Thema geworden. Derzeit gibt es fünf Kindergartengruppen sowie drei Krippen- und drei Hortgruppen. 31 Beschäftigte der Gemeinde sind alleine für diesen Bereich zuständig - die Kinderbetreuung umfasse bereits ein Drittel der gesamten Personalkosten. Mittlerweile werde es allerdings immer schwieriger, auf einem leer gefegten Markt neues Personal zu finden. Sollte die Zahl der zu betreuenden Kinder aber weiter steigen, habe man die Möglichkeit, auf dem gemeindeeigenen Grundstück des früheren katholischen Kindergartens einen neuen Kindergarten zu bauen.

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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