Letzte Hoffnung für die Fans des Abseits :Der Stadtrat muss es richten

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Der Kulturverein zur Rettung der Kultkneipe hat sein möglichstes getan, um die Immobilie kaufen zu können. Ohne ein sehr großes Darlehen der Stadt wird es jedoch nicht gehen.

Von Petra Schnirch, Freising

Am Montag könnten die Weichen zur Rettung der Neustifter Kultkneipe "Abseits" gestellt werden: Der städtische Verwaltungs- und Finanzausschuss entscheidet in seiner nächsten Sitzung darüber, ob dem Abseits-Kulturverein ein Darlehen - die Rede ist von mindestens einer Million Euro - zum Kauf des Gebäudes gewährt wird. Spätestens Anfang November will der bisherige Besitzer Guy Graf von Moy wissen, ob der Verein die Kaufsumme stemmen kann.

"Wir haben absolut alles gegeben", sagt Vorsitzender Norbert Bürger, "und das Maximum rausgeholt". Der Kulturverein zähle nach neun Monaten bereits 300 Mitglieder, zum aktiven Kreis gehörten 40 bis 50 Personen und sie bekämen viel Zuspruch. Bei zahlreichen Veranstaltungen wie einem Benefizkonzert, den Abseits-Partys im Lindenkeller oder einem Public Viewing sammelten sie Spenden. Auch von anderer Seite erhielten sie Hilfe, beispielsweise durch den SE Freising, der ein Benefiz-Fußballturnier organisierte. Zudem gebe es etliche Zusagen für private Darlehen, sagt Bürger. Ohne Unterstützung durch die Stadt aber ließen sich Kauf und Renovierung nicht realisieren.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hatte in einem Gespräch mit dem Kulturverein im August überraschend ein zinsloses Darlehen in Aussicht gestellt. Am Montag wird sich nun der Verwaltungs- und Finanzausschuss mit dem Für und Wider befassen. Von Seiten der Stadt heißt es, dass über das Thema sicherlich umfassend beraten werde. Deshalb sei nicht damit zu rechnen, dass es schon in der ersten Sitzung zu einem Empfehlungsbeschluss für den Stadtrat kommen werde. Der tagt das nächste Mal am Donnerstag. Das Abseits steht nicht auf der Tagesordnung. Sollte sich der Ausschuss am Montag zu einer Entscheidung durchringen, könnte die Angelegenheit mit Einverständnis des Stadtrats aber sehr wohl umgehend behandelt werden, wie Pressesprecherin Christl Steinhart mitteilt.

Das Abseits war Ende 2015 geschlossen worden, zu groß waren die Mängel in dem sanierungsbedürftigen Gebäude, vor allem beim Brandschutz. Moy hatte bereits Pläne für Wohnhäuser an dieser Stelle, ließ sich bei einem Krisengespräch aber auf einen Handel ein: Sollten die Abseits-Fans die vereinbarte Summe zusammenbekommen, wird er Grundstück und Gebäude an sie verkaufen, als Voraussetzung nannte er die Gründung eines Vereins oder einer Genossenschaft. Zwei Mal verlängerte er die Frist bereits, zum vereinbarten Kaufpreis wollte sich Norbert Bürger nicht äußern.

Er betont im Gespräch mit der Freisinger SZ, dass es hier nicht um die Rettung einer Kneipe, sondern eines Kulturzentrums gehe, das nach einem geglückten Kauf sogar erweitert werden soll. Der Eiskeller eigne sich nach einer Renovierung für Vernissagen, Lesungen, Theater, Workshops oder einen Poetry Slam. Auch Vereine könnten davon profitieren. Im Abseits sieht Bürger eine Ergänzung zu Spielstätten wie dem Lindenkeller oder dem Asamsaal. Denn für junge Bands oder Kabarettisten seien diese eine Nummer zu groß. Wenn es Bühnen wie das Abseits für eine Subkultur, für spontane Auftritte nicht mehr gebe, werde sich das in einigen Jahren auch auf Kultur und Hochkultur auswirken, warnt Bürger. Dies seien wichtige Ausbildungsstätten - vielen sei das nicht bewusst. "Es ist ein Geschenk, dass Freising so etwas wie das Abseits hat", meint Bürger, "und das muss man pflegen". Wenn etwas 40 Jahre lang gewachsen sei, könne man auch nicht einfach woanders hingehen. "Man kann das nicht so schnell reproduzieren."

Der Kulturverein arbeitet nicht nur an der Abseits-Rettung - insgesamt 40 000 Euro kamen in den vergangenen Monaten an Spenden zusammen. Er organisiert darüber hinaus auch Kulturveranstaltungen. So tritt am Samstag, 12. November, der Kabarettist Ottfried Fischer mit seinem Programm "Jetzt noch langsamer" im Furtner auf. Beginn ist um 20 Uhr. Er wolle nicht, dass wieder einmal jemand zu ihm sagt: "In Freising ist doch der Hund begraben", meint Bürger. Und der Verein sei bereit, etwas dagegen zu tun.

Die öffentliche Sitzung des Finanzausschusses, in der über das Darlehen für das Abseits beraten werden soll, beginnt am Montag, 24. Oktober, um 17 Uhr im kleinen Sitzungssaal.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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