Lerchenfeld:Der Pfarrbücherei droht das Aus

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St. Lantpert kann die Kosten nicht mehr tragen, Hilfe erhofft man sich von der Stadt

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Pfarrbücherei St. Lantpert droht das Aus. Schuld ist das Defizit, das sich in den vergangenen zehn Jahren auf um die 45 000 Euro summiert hat. Sollten die Schulden die Grenze von 50 000 Euro übersteigen, müsste der Kirchenvorstand mit seinem Privatvermögen haften - es ist also fünf vor Zwölf für die Bibliothek im größten Freisinger Stadtteil.

Seit mehr als 40 Jahren können die Lerchenfelder in der Pfarrbücherei St. Lantpert Lesestoff ausleihen. In den Regalen der Bibliothek finden sich aktuell etwa 13 000 Medien, darunter Romane, Sachbücher, Bilderbücher, Bücher für Kinder und Jugendliche, englischsprachige Bücher, Hörbücher, CDs und Spiele. Gegründet 1972 in der Grundschule St. Lantbert, fand die Bücherei 1983 ihre endgültige Heimat im Lerchenfelder Pfarrzentrum. Bis vor etwa zehn Jahren wurde sie durch Mieteinnahmen aus Wohnungen der Pfarrei finanziert, wie die neue Leiterin Marion Strauß erklärt. Dann aber habe die Erzdiözese diese Form der Finanzierung untersagt. Die Mieten müssten vielmehr in die Rücklagen fließen, um für eventuelle Reparaturen gerüstet zu sein.

Eine Schließung der Bücherei sei aber ebenfalls verboten worden und so habe man die Einrichtung zuletzt aus dem Vermögen der Kirchenverwaltungsstiftung finanziert - bis die Diözese auch das für unzulässig erklärte. 2015 habe man nur weitermachen können, weil über Verbindungen des Kulturreferenten Hubert Hierl (CSU) und von Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer der Flughafen 1500 Euro zugesichert habe, so Strauß.

Das jährliche Defizit der Bibliothek, das sich über die Jahre aufaddiert hat, resultiert eigentlich aus den laufenden Kosten für Telefon, Bibliothekssoftware und Bücherkäufe, wie die Leiterin der Bücherei aufzählt. Kulturreferent Hierl hat schon Unterstützung aus dem Kulturfonds der Stadt versprochen und am Donnerstagabend im Stadtrat auch einen entsprechenden Antrag angekündigt.

Strauß aber würde sich eigentlich wünschen, dass die Stadt einen anderen Schritt geht und die Lerchenfelder Bibliothek als Außenstelle in die Stadtbücherei integriert. Bei gut 13 000 Lerchenfeldern sei der Bedarf auf jeden Fall vorhanden, ist sie überzeugt. Ob diese Idee bei den Stadträten auf Gegenliebe stoßen wird, ist offen. Reinhard Fiedler hatte am Donnerstag für die Freisinger Mitte einen Antrag angekündigt, nach dem die Verwaltung prüfen soll , wie die Pfarrbücherei unterstützt werden könnte. Deren Bedeutung war in der anschließenden Debatte auch unbestritten. Eva Bönig (Grüne) und Peter Warlimont (SPD) aber deuteten an, dass diese Bedeutung eigentlich auch der Erzdiözese etwas wert sein sollte. Warlimont: "Da ist auch die Kirche gefordert, die ist ja nicht arm."

© SZ vom 07.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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