Eigentlich geht es Jugendlichen, die im Landkreis Freising einen Ausbildungsstelle suchen, recht gut: Sie leben in einer wirtschaftlich sehr starken Region und können zwischen vielen Berufen und Betrieben wählen. Seit Beginn des aktuellen Berufsberatungsjahres haben sich bei der Agentur für Arbeit in Freising 1136 Jugendliche gemeldet, die eine Lehrstelle nach der Schule benötigen, 944 haben eine gefunden, 192 sind aktuell noch auf der Suche, teilt Kathrin Stemberger von der Agentur mit. Rein statistisch gesehen stehen ihnen 390 unbesetzte Stellen zur Auswahl offen.
"Es wäre toll, wenn Angebot und Nachfrage zahlenmäßig, und was die nachgefragten und angebotenen Berufe betrifft, exakt übereinstimmen würde, das ist aber eine Illusion", sagt Stemberger. Dass Jugendliche Anfang August immer noch keinen Ausbildungsplatz haben, habe viele Gründe, meist individuelle. Oft sei die eigene Berufswahl noch nicht abgeschlossen, während man vielleicht noch im Schulstress mit den Abschlussprüfungen steckte. Und nun sei man einfach zu spät dran: Für den Wunschjob gebe es keine Ausbildungsstelle mehr. Es könne auch sein, so Stemberger, dass man die Anforderungen eines Berufes nicht erfülle, zum Beispiel mobil zu sein. In der Gastronomie sei es besser, schon 18 Jahre alt zu sein. Auch die Noten könnten vielleicht nicht passen. "Wenn man jetzt zu spät dran ist, muss man Gas geben. Auch bis September ergibt sich aber immer noch was."
Wer jetzt noch eine Lehrstelle sucht, muss bereit sein, Alternativen zu seinem Wunschberuf zu akzeptieren. Offene Ausbildungsstellen gibt es noch bei den Kaufleuten im Einzelhandel, als Fachkraft in der Lagerlogistik, als Kaufmann/-frau im Speditions-/Logistikdienstleistungsbereich, als Verkäufer und als Kaufmann/-frau im Büromanagement. "Gesucht werden aber zum Beispiel auch noch Köche oder zahnmedizinische Fachangestellte. Im Handwerk sind ebenfalls noch Ausbildungsplätze frei", sagt Kathrin Stemberger.
Welche Lehrstellen aktuell noch zu vergeben sind, verrät laut Stemberger ein Blick in das Onlineangebot der Bundesagentur für Arbeit unter www.jobboerse.arbeitsagentur.de. Speziell für Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss sei außerdem ein Besuch der Seite www.planet-beruf.de zu empfehlen. Der "Berufe-Entdecker" und das "Berufe-Universum" helfen bei der Berufsorientierung, außerdem würden sich jede Menge Tipps rund um die Bewerbung auf der Seite befinden.
Dass man erst im August auf Lehrstellensuche gehe, sollen eigentlich Berufsinformationstage an den Schulen verhindern. "Die machen wir im Landkreis von der siebten Klasse an. Zudem gibt es Berufsberatungsmessen, zum Beispiel am Flughafen oder in Moosburg", sagt Stemberger. Oder man wendet sich direkt an die Berufsberatung in der Agentur für Arbeit. Ein spezielles Vermittler-Team kümmere sich um die Anliegen von Jugendlichen auf Ausbildungssuche. Bei den Beratungen stehe zwar der Wunschberuf der Jugendlichen im Vordergrund. Zeichne es sich aber zum Beispiel ab, dass die Vorstellungen der Jugendlichen sehr unrealistisch seien, also beispielsweise der Schulabschluss nicht mit den Anforderungen der Arbeitgeber übereinstimmt (Beispiel Hauptschulabschluss - Bankkaufmann), dann werde zusammen mit den Jugendlichen gegebenenfalls nach einem alternativen Ausbildungsberuf gesucht, der den eigenen Stärken und Schwächen besser entspreche. "Wir empfehlen Jugendlichen immer, sich nicht nur auf einen Beruf festzulegen, sondern analysieren mit ihnen, welche Dinge ihnen bei einem Beruf besonders wichtig sind. Wir finden dann gemeinsam heraus, in welchen alternativen Berufen diese Anforderungen ebenfalls erfüllt sein können." Denn auch im August sei der Zug noch nicht abgefahren.