Kommentar:Nicht verwunderlich

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Wie man sie Kostensteigerung bei den Realschulen erklären kann

Von Peter Becker

Die Aufregung ist groß: Die Kosten für die beiden geplanten Realschulvorhaben sind förmlich explodiert. Zwölf Millionen Euro soll der Umbau der Mittelschule in Au kosten statt der kalkulierten neun. Die neue Freisinger Realschule schlägt mit 42,3 Millionen Euro zu Buche anstatt der berechneten 30 Millionen. Jetzt suchen die Kreisräte nach dem Schuldigen für die ganze Kostentreiberei.

Der Auer Bürgermeister Karl Ecker sollte im Schulausschuss des Kreistags den Sündenbock geben. Eine Rolle, die er strikt von sich wies, als ihm etliche Kreistagskollegen Rosstäuscherei vorwarfen. Eine Mogelpackung habe er dem Landkreis überstellt statt einer intakten Schule, lautet die Anschuldigung. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass es beim Brandschutz erheblich nachzubessern gilt. Und ohne energetische Sanierung ergibt der Umbau der Schule keinen Sinn. Die stammt aus dem Jahr 1972. Und da muss die Frage erlaubt sein, warum der Brandschutz noch nicht einmal den damals geltenden Regeln entspricht. Ähnlich war es beim Moosburger Gymnasium. Dort erlebte der Landkreis ein finanzielles Fiasko, als er mit harmlosen Sanierungsarbeiten begann und anschließend die Schule fast von den Grundmauern aus hat erneuern müssen. Auch da mangelte es am Brandschutz. In der Mitte der Siebzigerjahre, die als lockere Epoche gelten, schien man es eben mit Sicherheitsvorschriften nicht so genau zu nehmen.

Die Auer Mittelschule ist nun mal ein altes Gemäuer. Solche bergen gern unliebsame Überraschungen. Der Planer, der im Frühjahr im Auftrag des Landratsamts begutachtete, hat das Gebäude offensichtlich nur oberflächlich auf seinen Zustand hin begutachtet. Detailuntersuchungen hat er nicht gemacht, was wohl auch nicht sein Auftrag war. Ecker ist jedenfalls nicht gewillt, als Sündenbock herzuhalten. Er konterte die Anschuldigungen als Angriff von Revanchisten, die sich einfach nicht mit einer Auer Realschule abfinden können.

Was viele Kreisräte vergessen: Bei den ursprünglichen Kostenangaben handelte es sich stets um vage Schätzungen. Jetzt liegen zum ersten Mal die exakten Zahlen auf dem Tisch. Und die beinhalten eben kostentreibende Faktoren wie mangelhaften Brandschutz. Bei der Freisinger Realschule summieren sich Kostensteigerungen in der Baubranche und Vorgaben durch den Bebauungsplan der Stadt. Und die Kreisräte haben selbst ordentlich was draufgepackt, als sie sich für ein besonderes pädagogisches Konzept sowie Ganztagsbetreuung entschlossen haben. Aufregen dürfen sich die Kreisräte über die explodierenden Kosten bei den Realschulbauten schon. Wundern müssen sie sich aber nicht.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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