Kommentar:Mit E-Mobilität in die Zukunft

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Alles, was Räder hat, muss raus aus der Freisinger Innenstadt

Von Kerstin Vogel

Dass es nicht leicht wird, hatte man sich denken können. Wie schwer es für die Anlieger und Geschäftsleute tatsächlich ist mit dem Umbau der Freisinger Innenstadt, lässt sich seit einigen Monaten an den verschiedenen Baustellen ablesen: Sperrungen, tiefe Löcher vor der Haus- oder Ladentür, zermürbender Lärm und eine unschöne Baustellenoptik tragen derzeit nicht eben zur Attraktivität der City bei. Den Betroffenen kann man nur raten, irgendwie das Beste draus zu machen, denn an der Modernisierung der Innenstadt führte kein Weg vorbei, andernfalls hätte man wohl ein Phänomen erlebt, das "Trading Down" genannt wird: die Verwandlung einer lebendigen Stadt in eine Einöde mit Leerständen und ausbleibender Kundschaft.

Trösten könnte man sich in all dem Ärger mit dem Gedanken, dass es schön wird. Eine Innenstadt mit tollen Geschäften in renovierten Häusern, mit einem Kulturzentrum im sanierten Asamtrakt, mit geöffneter Moosach, interessanter Gastronomie und insgesamt hoher Aufenthaltsqualität. Mit ein bisschen Fantasie ließe sich da schon eine Mut machende Vision vor dem inneren Auge erzeugen, wären da nicht die monströsen Stadtbusse und die in ihrer Gesamtheit nicht weniger erschreckende Phalanx der Fahrradfahrer, die allen Modernisierungsideen zum Trotz wieder nicht verbannt werden sollen aus Freisings guter Stube - und die das schöne Bild von der Stadt der Zukunft nachhaltig trüben.

Doch wenn die Innenstadt in ein paar Jahren das halten soll, was die Umbaupläne versprechen, dann muss mit Ausnahme von Kinderwagen erst einmal alles, was Räder hat, raus. Und was spräche denn nun wirklich gegen eine kleine, elektrisch betriebene Bahn, die sagen wir: zwischen Johannisstraße und Paudiß-Platz hin und her fährt? In die man an fünf oder sechs Haltepunkten einfach einsteigen kann - womöglich auch noch kostenfrei?

Die Stadt Augsburg will von 2019 an den ÖPNV in ihrer Innenstadt für alle Fahrgäste kostenfrei anbieten. Wenn so etwas in einer Stadt mit 300 000 Einwohnern möglich ist, könnte man in einer Kleinstadt wie Freising vielleicht zumindest noch einmal nachdenken.

© SZ vom 23.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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