Kommentar:Hauptsache, die Kasse stimmt

Warum an der Landschaftsversiegelung viele verdienen

Von Alexandra Vettori

Der Verbrauch an freier Fläche in Bayern ist exorbitant. 18 Hektar, das sind 25 Fußballfelder, werden tagtäglich versiegelt, zugebaut mit Gebäuden und asphaltiert für Straßen. Ein bisschen Begleitgrün ist auch dabei. Der Landkreis Freising steht gemeinsam mit Nachbar Erding an der Spitze der Versiegelungs-Rangliste. Der Bauwahn ist weit davon entfernt, abzuebben. Erst jüngst hat der bayerische Finanzminister Söder einen Vorstoß gemacht, die Regelungen des Landesentwicklungsplans zu lockern. Gewerbegebiete sollen an Autobahnausfahrten erlaubt sein und Tourismusprojekte praktisch überall.

Dass nicht nur Landschaftsbild und Natur daran leiden, sondern auch die Bauernschaft, ist unbestritten. Sie hat mit hohen Grundpreisen zu kämpfen, die hohe Pachten nach sich ziehen, was die schwierige Situation vieler kleiner Bauern verschärft. Doch gleichzeitig sind es oft Landwirte, die Grund verkaufen und von deren Wert profitieren. Enteignet werden schließlich die wenigsten für ein Gewerbegebiet. Dazu kommt, dass die Bauern ihren Teil zur Flächenversiegelung beitragen. Zehn Prozent gehen auf ihr Konto, schätzen Umweltschützer. Wer die Fotovoltaik- und Biogasanlagen und die Riesenhallen sieht, die Landwirte als privilegierte Bauvorhaben auf das platteste Land bauen dürfen, zweifelt daran nicht.

Viele Bauern sehen sich gern als Erhalter der Kulturlandschaft und vergessen dabei, dass sie Tonnen von giftigen Pflanzenschutzmitteln auf die Felder kippen, nur selten aber Blühstreifen für Insekten und Pflanzen stehen bleiben. Auch an Bachufern oder am Rand von Naturschutzgebieten, geackert und gespritzt wird, was geht - alles im Zeichen des maximalen Ertrags. Am Flächenfraß verdienen viele, nicht nur Kommunen und Investoren. Das ist der Grund, warum er anhält.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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