Kirchberges Woche:Des einen Freud, des andern Leid

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Wie war dieses Jahr 2017? Vermutlich wird die Bewertung individuell recht unterschiedlich ausfallen.

Kolumne von Johann Kirchberger

Ein Jahr geht schnell vorüber. Nur noch wenige Stunden, dann ist 2017 Geschichte. Wie war dieses Jahr? Vermutlich wird die Bewertung individuell recht unterschiedlich ausfallen. Des einen Freud ist eben des andern Leid, und Enttäuschungen bleiben nie ganz aus.

Die Aktivisten von "Aufgemuckt" zum Beispiel haben sich so gefreut darüber, dass der ICE der Bahn die Strecke München-Berlin in drei Stunden und 55 Minuten bewältigen kann. "Zug statt Flug" haben sie auf Plakate gemalt und sich damit an den Hauptbahnhof gestellt. Und dann das. Der ICE, den sie als Sargnagel für den Flughafenausbau propagierten, brauchte an den ersten Tagen manchmal zwei Stunden länger als geplant. Dumm gelaufen.

Oder unser allseits geschätzter Abgeordneter Florian Herrmann, der im Herbst wiedergewählt werden will. Er konnte sich jüngst nicht entscheiden, ob er nun für oder gegen den Bau der dritten Startbahn ist. Deshalb hat er sich im Landtag einfach mal der Stimme enthalten, als über die Umwandlung der Flughafen GmbH in eine Flughafen AG abgestimmt wurde. Florian Herrmann, unser Abgeordneter aus Freising, der so gerne Minister werden möchte, will in einer solch elementaren Frage nicht Stellung beziehen. Traurig, aber wahr.

Keine klare Stellung bezogen hat bisher auch der Freisinger Stadtrat zur Zukunft der einstigen Kultgaststätte Abseits. Es wurde diskutiert, überlegt, geprüft und besichtigt. Eine Entscheidung, ob die Stadt das Gebäude vielleicht doch eventuell kauft, ist aber nicht gefallen. Enttäuschend für die Abseitsfreunde, aber noch dürfen sie hoffen, feiern und singen.

Gut voran gekommen ist 2017 in und um Freising herum der Straßenbau. Der Bau bezahlbarer Wohnungen dagegen eher nicht. Zwar plant die Stadt an der Katharina-Mair-Straße in Lerchenfeld eine Anlage mit 120 Wohnungen. Das ist schön, aber doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, angesichts der unzähligen Wohnungssuchenden, die auf dem freien Markt nicht fündig werden, weil sie die Mieten nicht zahlen können. Nun aber ist die Planung ins Stocken geraten, aus Lärmschutzgründen. Eigentlich kein Wunder, es war absehbar. Denn neben der Wohnanlage soll eine neue Feuerwache gebaut werden. Und wenn die Feuerwehr mitten in der Nacht mit Tatütata ausrückt, birgt das naturgemäß Konfliktpotenzial. Die durchaus mögliche Verlagerung der Feuerwache in das nahe Gewerbegebiet will man aber irgendwie nicht in Erwägung ziehen, angeblich weil sich dadurch die Anfahrt der Feuerwehrleute um 200 oder 300 Meter verlängern würde. Lieber streiten.

Und was hat 2017 sonst noch Aufregendes gebracht? Zwei neue Brückenheilige auf der Korbinianbrücke wurden aufgestellt. Zumindest bei einer aber weiß man nicht so recht, wer das sein soll. Das lange geplante Tierheim zwischen Mintraching und Dietersheim konnte eingeweiht werden, obwohl es immer noch Gemeinden gibt, die so eine Einrichtung für überflüssig erachten. Vom Bürgerverein wurde jede Menge Ultrafeinstaub in der Umgebung des Flughafens gemessen. Aber die FMG will davon nichts wissen. Schon weil die Konsequenz aus den Messergebnissen wäre, den Flugbetrieb zu reduzieren, und das entspricht ganz und gar nicht den wirtschaftlichen Interessen eines Flughafens. Ökonomie vor Ökologie. Das war 2017 so und wird 2018 nicht anders sein.

© SZ vom 30.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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