Kirchbergers Woche:Wunsch und Wirklichkeit

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Mehrere Großprojekte entpuppen sich als Fass ohne Boden

Von Johann Kirchberger

Wer hat schon so viel Geld, dass er es verschenken kann? Mark Zuckerberg vielleicht, oder Bill Gates. Unsere Kommunen jedenfalls haben keinen übrigen Cent, aber viele Wünsche. Deshalb macht sich bei der Aufstellung der Haushaltspläne immer wieder Ernüchterung breit und es kommt zu einem Hauen und Stechen darüber, was man sich noch leisten kann, was geschoben werden muss, was vielleicht sogar ganz gestrichen werden muss.

Von der Gier, alles gleichzeitig umsetzen zu wollen, hat Stadtrat Rudi Schwaiger neulich im Freisinger Finanzausschuss gesprochen. Und in solchen Situationen fällt Kreis-, Stadt- und Gemeinderäten regelmäßig ein, dass man auch Steuern und Gebühren ein wenig erhöhen könnte. Was aber meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist und viel Ärger verursacht. Denn Ausgaben von ein paar Millionen lassen sich eben nicht durch 100 000 Euro Einnahmen aus Turnhallenbenutzungsgebühren oder Grundsteuererhöhungen finanzieren. Macht auch nichts, schließlich gibt es Rücklagen und zur Not Banken, die den Kommunen gerne Geld leihen.

Trotzdem müssen höhere Gebühren her, schließlich gilt es, dem geschätzten Volk den Ernst der Lage deutlich zu machen. Dumm nur, dass von höheren Gebühren immer nur ein Teil der Einwohnerschaft betroffen ist. Ganz aktuell Grundbesitzer. Sportler und Eltern von Kindergartenkindern kommen wohl bald dazu. Sie müssen beispielsweise die Westtangente mitfinanzieren, ob sie dereinst den Vöttinger Tunnel benutzen oder nicht.

Apropos Westtangente. Die wird jetzt 5,4 Millionen teurer, kostet damit 91 Millionen Euro. Wetten, dass das nicht die letzte Kostensteigerung ist und die 100-Millionen-Schallmauer in nächster Zeit locker übertroffen wird? So ein Fass ohne Boden ist auch die Realschule in Au. War man zunächst noch davon ausgegangen, dass zwei Millionen Euro für den Umbau der Mittelschule in eine Realschule reichen, waren die Kosten dafür im Juli dieses Jahres schon auf 7,26 Millionen geklettert, was von den Kreisräten noch zähneknirschend akzeptiert wurde. Dieser Tage nun ist man bei 8,8 Millionen angekommen und weitere sieben Millionen für einen Erweiterungsbau kommen wohl noch hinzu.

Ein wahres Danaergeschenk also, das die Marktgemeinde Au da dem Landkreis gemacht hat. Kein Wunder also, dass einige Kreisräte argwöhnisch geworden sind, als ihnen die Stadt Freising nun gleich drei Schulen zur Übernahme angeboten hat: die Realschule, das Dom-Gymnasium und das Josef-Hofmiller-Gymnasium. Die erstgenannten Schulgebäude sollen ja prima intakt sein, im JoHo allerdings besteht dringender Sanierungsbedarf. Zum einen regnet es in die Turnhalle rein, zum anderen ist hier ein Hallenbad untergebracht, das seit Jahren notdürftig zusammengeflickt und in zwei Jahren wohl stillgelegt wird. Bleiben eigentlich nur Abbruch und Neubau einer Sporthalle für Freisings größtes Gymnasium. Bezahlen wird das aber wohl noch die Stadt müssen, die eh schon angesichts der vielen Großprojekte unter den finanziellen Belastungen stöhnt.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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