Kirchbergers Woche:Warten auf die frohe Botschaft

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Freising bereitet sich auf das Weihnachtsfest vor - und hofft auf ein Geschenk von Horst Seehofer

Von Johann Kirchberger

Bald ist sie wieder da, diese glückselige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Die Betreiber der Christkindl-, Weihnachts- und Adventsmärkte stehen in den Startlöchern und haben längst alles zusammengetragen, was sich verkaufen lässt: Marmeladen und Schmuck, Deko-Material für das große Fest und natürlich Kerzen, selbst entworfen, selbst gegossen. Im Mittelpunkt aller Verkaufsaktionen aber stehen Adventskränze. Die müssen zwar noch frisch gebunden werden, sind aber jedes Jahr der Renner schlechthin und der Grund dafür, dass 90 Prozent aller Märkte schon am ersten Adventswochenende stattfinden.

Schade eigentlich. Denn so mancher glückselige Marktbesucher würde gern öfter und an verschiedenen Orten eintauchen in diese Duftwolke aus Glühwein, Bratwurst und gebratenen Maroni. Aber an einem einzigen Wochenende? Da wackelt man spätestens nach dem dritten Christkindlmarkt leicht alkoholisiert nach Hause.

"Weihnachtliches Freising" heißt die Devise - und neben den Ständen wird auch wieder ein umfangreiches Kulturprogramm geboten. Weil so viele Flüchtlinge in Stadt und Land unterwegs sind, soll es heuer besonders schön und bunt werden. In der Gemeinde Eching etwa übt bereits eine nigerianische Gesangsgruppe Weihnachtslieder und auch eine Gruppe pakistanischer Christen will etwas beitragen. In Freising ist es heuer ganz ohne das sonst übliche Gerangel gelungen, dass die Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt und hoffentlich auch zum Strahlen gebracht wird - dem Verein Aktive City und der Stadt sei Dank. Und wer eine Freude daran hat, kann auch wieder bei Kerzenlicht, beim Candlelight-Shopping, einkaufen gehen, Sankt Martin für Erwachsene sozusagen.

Gespannt darf man heuer sein, wie sehr sich das Thema "Herbergssuche" nicht nur in den Kirchen, sondern auch bei den diversen Weihnachtsfeiern niederschlägt. Die Geschichte von Maria und Josef, die überall abgewiesen werden und schließlich in einem Stall Zuflucht finden, ist aktueller denn je. Der Stall, das sind heutzutage Tragluft- und Turnhallen. Die hartherzigen Menschen sind jene, die am Sonntag zur Messe gehen und auf dem Weg zum Stammtisch das Evangelium schon wieder vergessen haben: "Das, was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthäus).

Sehnsüchtiger als auf alles andere wartet man in Freising aber auf ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: die Verkündung der frohen Botschaft aus dem Munde von Horst Seehofer, wonach die dritte Startbahn für den Münchner Flughafen nun auch ganz offiziell beerdigt wird. Nach seinem Auftritt in Attaching sind sich die Bewohner im Flughafenumland jedenfalls sicher, dass die Entscheidung des bayerischen Ministerpräsidenten gar nicht anders ausfallen kann.

Eine Entscheidung gegen die Geschäftsmacher und Betonmischer, gegen grenzenloses Wachstum und Umweltzerstörung, eine Entscheidung für die Menschen, für die Schöpfung.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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