Kirchbergers Woche:Vorräte anlegen - bei Hendlmarken

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Freising ist wieder im Ausnahmezustand, es ist Volksfestzeit

Von Johann Kirchberger

Wenn in Freising zum großen Maschkera-Ball in der Luitpoldanlage geladen wird, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich der Sommer seinem Ende zuneigt. Die Hopfenernte hat begonnen, der Urlaub ist vorbei, in einer Woche beginnt schon wieder die Schule. Heuer ist das Volksfest aber nicht so wie immer, die Angst vor Terroranschlägen hat auch Freising erfasst. Polizei und Security wurden verstärkt, ein Hubschrauberlandeplatz angelegt, ein großer Stein soll die Zufahrt auf das Festgelände blockieren. Da wird er schauen, der Terrorist.

Große Taschen und Rucksäcke sind zwar nicht ausdrücklich verboten wie beim Münchner Oktoberfest, werden jedoch streng kontrolliert, weshalb ihre Mitnahme von der Stadt nicht empfohlen wird. Gleiches gilt für verdächtige Gegenstände, wobei nicht näher definiert ist, wann ein Gegenstand verdächtig ist. Trotzdem, wer einen entdeckt, soll die Polizei rufen. Eingezäunt ist das Festgelände auch nicht, obwohl die vom Stadtrat genehmigten 30 000 Euro für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen das leicht vermuten ließen. Bleibt die Frage, wozu bei einem Volksfest-Besuch eigentlich ein Rucksack benötigt wird. Brotzeit und Getränke wird sich ja wohl keiner mitbringen, wenn er das Festzelt ansteuert, der Abtransport leerer Masskrüge und abgefieselter Hendlknochen kann getrost den Bedienungen überlassen werden. Aber vielleicht ist es ja auch nur so, dass ein Rucksack ganz gut zu Lederhosen und Dirndl passt.

Thomas de Maizière hält ein Rucksackverbot bei Veranstaltungen übrigens für durchaus angebracht. Allerdings empfiehlt der Bundesinnenminister auch, sich für zehn Tage Notvorräte anzulegen. Es kann kein Zufall sein, dass das Volksfest exakt zehn Tage dauert. So groß kann die Not aber gar nicht sein, dass in dieser Zeit Konserven und Wasser auf großes Interesse stoßen. Eher steht zu vermuten, dass sich die Freisinger darum kümmern werden, immer einen Vorrat an Bier- und Hendlmarken in der Tasche zu haben - für Notfälle. Man weiß ja nie, was alles passiert. Bleibt nur zu hoffen, dass auch der Festwirt vorgesorgt hat und ihm die Hendl und Ochsen nicht ausgehen. So was soll ja schon einmal vorgekommen sein.

Die Sicherheitswacht wird natürlich ebenfalls verstärkt im Einsatz sein. Allerdings sind es derzeit nur vier Männer und Frauen, die in Freising auf Patrouille gehen. Kein Wunder, lediglich acht Euro in der Stunde gesteht ihnen der Freistaat für ihren Einsatz zu. Also nicht einmal den gesetzlich garantierten Mindestlohn. Da lässt sich durchaus nachvollziehen, dass die "Augen und Ohren der Polizei" schon seit Jahren zahlenmäßig nicht so recht zunehmen wollen.

Zunehmen werden aber vielleicht jene Freisinger, die sich täglich ins Festzelt begeben. Abnehmen wird indes ihr Geldbeutel. Denn 7.10 Euro für die Mass Bier und 7.90 Euro für ein halbes Hendl sind schon ein stolzer Preis, auch wenn beim Oktoberfest deutlich mehr auf den Tisch gelegt werden muss. Aber solange es genügend Freibierzeichen gibt, muss man sich nicht mit solchen Details aufhalten. Ohnehin fällt im Vergleich mit anderen Städten auf, dass die Zahl der Besucher mit der Höhe des Bierpreises steigt. So gesehen ist Freising vielleicht sogar noch zu billig.

© SZ vom 03.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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