Kirchbergers Woche:Urlaub auf der Baustelle

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Was Touristen in Freising so alles erleben können

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Das Geschäft mit dem Tourismus blüht. 642 000 Besucher sind im vergangenen Jahr in den Landkreis gekommen, eine Steigerung um 12,6 Prozent. Toll! Aber warum sind die im Schnitt nur eineinhalb Tage geblieben? Hat ihnen das touristische Angebot nicht zugesagt? Der Dom mit seinen geschlossenen Museen, Vötting mit seinen waghalsigen Tunnelbauten, die bewohnte Baustelle in der Freisinger Innenstadt, die regelmäßigen Baustellenbereisungen mit dem Oberbürgermeister, das Europäische Künstlerhaus Oberbayern im Schafhof für sportlich ambitionierte Besucher, der verrostete Isarsteg oder die Luft-Blas-Anlage im Neufahrner Gewerbepark. Reichen denn diese touristischen Attraktionen nicht, um die größtenteils ausländischen Freising-Besucher zum Verweilen zu bewegen?

Offensichtlich nicht, der Landkreis hat das erkannt und will jetzt entschlossen gegensteuern. Als Sofortmaßnahme hat er eine neue Freizeitbroschüre herausgegeben und seiner Radwegekarte ein modernes Erscheinungsbild verpasst. Dumm nur, wenn der Eineinhalb-Tage-Freising-Tourist kein Radl dabei hat, oder wenn ihm der Kopf nur nach seinen Geschäften in München und nicht nach den Sehenswürdigkeiten im Landkreis steht.

Ganz anders scheint das in Moosburg zu sein. Hier ist das Freizeitangebot offenbar so attraktiv, dass die wenigen Touristen, die sich hierher verirren, im Schnitt gleich 3,3 Tage bleiben. Das kann eigentlich nur am Charme der Bürgermeisterin liegen oder am Wintersportzentrum Hanslmühle. In Freising fehlt so ein Wintersportgebiet. Die Skischanze am Schafhof ist schon vor Jahrzehnten zusammengekracht, das Loipenspurgerät des Alpenvereins rostet mangels Schnee vor sich hin.

Überhaupt fehlt es in Freising an Sportanlagen. Aber das soll sich ändern. Ein unabhängiges Institut hat jetzt eine Befragungsaktion gestartet, um herauszufinden, was die Freisinger überhaupt wollen, wie sie sich wann und wo bewegen. Sport im Verein, Sport im Wald oder lieber Sport im Fitnessstudio? Ein Sportstättenentwicklungsplan soll dabei herauskommen, der dann in den nächsten zehn Jahren abgearbeitet werden soll. Sofern die Steuerquellen weiter kräftig sprudeln.

"Wir sind auf einem guten Weg", glaubt Bürgermeisterin Eva Bönig. Das mag sein, der Weg ins Eichenfelder Sportheim dagegen ist nicht so gut, er gleicht eher einem Erlebnispfad. Wer sein Auto an der Plantage parkt, muss durch den Wald auf einem spärlich beleuchteten Weg eine Anhöhe hinauf stapfen. Eine Zumutung für die Vereinsmitglieder seit mehr als 30 Jahren. Aber jetzt kommt ja der Sportstättenentwicklungsplan, dann wird auch dieses Problem vielleicht nicht gelöst, aber zumindest auf einen guten Weg gebracht. Wieder einmal.

Auf einem guten Weg sieht sich auch die FDP in der Stadt Freising. Immerhin sind zur Ortsversammlung drei von 20 Mitgliedern gekommen, was Stadträtin Anna Maria Sahlmüller hoffnungsfroh gestimmt hat. Denn jetzt kann es bei der Freisinger FDP eigentlich nur noch aufwärts gehen. Zumal der neue Landesvorsitzende der Liberalen Martin Hagen seinen Freisinger Kollegen Schützenhilfe leisten will.

Den Ausbau des Münchner Flughafens hat er auf seiner Prioritätenliste schon mal ganz oben angesiedelt. Wenn es dumm läuft, kommt es nach der Bayernwahl im Herbst zu einer Koalition CSU/FDP. Hoffnungsfroh stimmt das eher nicht.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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