Kirchbergers Woche:Hätte, hätte, Fahrradkette

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Warum die Feuerwache in Lerchenfeld doch besser ein wenig außerhalb neu gebaut werden würde

Von Johann Kirchberger

Die Entscheidung für den Neubau der Feuerwache in Lerchenfeld sei richtig gewesen, behauptet Freisings Ordnungsamtsleiter Robert Zellner. Sich für einen Neubau und gegen eine Sanierung ausgesprochen zu haben, mag ja richtig gewesen sein. Die alte Wache aber abzureißen und den Neubau an gleicher Stelle errichten zu wollen, das war falsch. Denn mitten in einem Wohngebiet eine Feuerwache zu bauen, sollte man schon aus Lärmschutzgründen vermeiden.

Die neue Wache hätte man stattdessen auch auf einem städtischen Grundstück im Gewerbegebiet Clemensänger bauen können. Das alte Feuerwehrareal hätte sich dann für den Wohnungsbau bestens vermarkten lassen. Mit dem Erlös hätte man wiederum einen Teil des Neubaus finanzieren können, Ärger mit lärmgestressten Anwohnern der Katharina-Mayr-Straße hätte man so vermeiden können und während der Bauzeit hätte nicht auf eine Feuerwache verzichtet werden müssen. Hätte, hätte, Fahrradkette. Der Stadtrat wollte offensichtlich keine Vorteile aus dem Neubau einer Feuerwache ziehen, hat auf eine Lösung zur Lärmvermeidung verzichtet und sucht jetzt fieberhaft nach Notlösungen zur Lärmreduzierung.

Bald gelöst sein wird die Zukunft der Freisinger Traditionsgaststätten, ihnen geht es langsam aber sicher an den Kragen. Viele sind schon vor Jahrzehnten verschwunden, vor ein paar Jahren wurde der Bodensteiner abgerissen, der Neustifter Neuwirt wurde zu einer Wohnanlage, der Karlwirt steht seit langem leer, der Furtner fristet seine letzten Tage, das Schicksal des Laubenbräus ist ungewiss, das Abseits im ehemaligen Deutschen Haus liegt auf dem Totenbett. Und jetzt hat es auch die Maxburg an der Luckengasse erwischt. Die alte Wirtschaft wird nicht saniert und wiederbelebt, der neue Besitzer will hier Wohnungen einbauen. Ist zwar besser als ein neuer Handyladen, aber den Denkmalschutz sollte man trotzdem nicht vernachlässigen, obwohl Susanne Günther von den Grünen meint, "der Denkmalschutz in Freising sei irgendwie ein goldenes Kalb".

Abgesehen davon, dass die gute Frau in ihrer Aufregung wohl den falschen Terminus gewählt und das goldene Kalb mit einer heiligen Kuh verwechselt haben dürfte, ist der Denkmalschutz gerade in einer Stadt wie Freising von größter Bedeutung. Die Zeugen der Vergangenheit zu erhalten, das Stadtbild zu hegen und zu pflegen, das sollte für die Stadträte oberste Priorität haben. Es sind schon zu viele Bausünden begangen worden, angefangen vom Abriss der Stadttore bis zum Abbruch alter Bürgerhäuser in den 60er- und 70er-Jahren. Gerade die alte Bausubstanz aber ist es, die den Reiz einer Altstadt ausmacht, die sie liebenswert und unverwechselbar macht. Der Denkmalschutz soll helfen, dass historische Zeugnisse nicht verfälscht, beschädigt, beeinträchtigt oder zerstört werden. Das ist wichtiger als zwei Wohnungen mehr oder weniger.

Mit ihrem Eintreten für den Denkmalschutz führen die Stadträte deshalb keineswegs einen Tanz um das goldene Kalb auf, das Sinnbild für die Verehrung von Reichtum und Macht. Das tun schon eher die Gemeinderäte in Hallbergmoos, die jetzt rund um den Munich Airport Business Park elf Orientierungsstelen im vornehmen Dunkelblau errichten wollen. Für schlappe 300 000 Euro. Die Hallbergmooser wissen eben, wem sie ihren Wohlstand verdanken.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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