Kirchbergers Woche:Fordern und fördern

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Warum man in einem Dorfladen halt auch einkaufen muss

Von Johann Kirchberger

In Vötting klagen die Menschen ja schon länger über fehlende Einkaufsmöglichkeiten. Nun haben bei einer Befragungsaktion auch die Pullinger und Acheringer wissen lassen, dass sie sich einen Lebensmittelmarkt wünschen. Einmal davon abgesehen, dass selbst das Freisinger Amt für Wirtschaftsförderung da kaum wird helfen können, brauchen solche Geschäfte natürlich auch Kunden, sprich Förderer. Auch in Marzling war lange Zeit ein Lebensmittelgeschäft gefordert worden. Als dann ein Dorfladen eingerichtet wurde, musste der schon kurz nach seiner Eröffnung wieder schließen. Die Forderer hatten sich nicht als Förderer der Idee gezeigt.

Grundsätzlich ist den Politikern ja die Förderung der Wirtschaft ein Anliegen. Einige glauben auch zu wissen, was zu tun ist, um die Wirtschaft anzukurbeln. Finanzminister Söder etwa fordert den Bau der Dritten Startbahn. Ansonsten gerate die gesamte bayerische Wirtschaft in den Sinkflug und das Flughafen-Drehkreuz wandere ab. Ein Schreckensszenario. Und was ist sonst noch zu tun, damit die Wirtschaft floriert? Möglichst viele neue Gewerbegebiete ausweisen, sagt Söder. Dabei wäre man in Freising schon froh, endlich einmal die bestehenden Gewerbegebiete füllen zu können.

Seine Vorstellungen, wie "gelebte Wirtschaftsförderung" aussehen könnte, hat jüngst auch Peter Geiger, der CSU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, erläutert. Die Stadt solle die Parkgebühren nicht immer nur erhöhen, fordert er, sondern die Autos eine Stunde lang kostenlos in die Parkhäuser lassen. Das würde den Verkauf von Brezen und Wurstsemmeln ankurbeln. So sieht's aus. Alt-OB Thalhammer hat auch so seine Ideen, wie man die Wirtschaft fördern beziehungsweise Kfz-Werkstätten unterstützen könnte. In der Innenstadt, sagte er neulich nicht ohne Ironie, müssten nur genug Steinquader aufgestellt werden, die Autoblech ein wenig verformen. Wie zu hören war, will sich die Stadt bemühen. Als Förderer der Wirtschaften haben sich zuletzt ARD und ZDF erwiesen und zur besten Sendezeit so aufregende Fußballspiele wie Russland gegen Neuseeland übertragen. Prima, das treibt die Leute in die Biergärten.

Nicht so recht klappen will es heuer trotz hochsommerlicher Temperaturen mit dem Badevergnügen in den größten Seen im Landkreis. Am Pullinger Weiher hat der Erholungsflächenverein zwar ganze Arbeit geleistet, Liegeflächen angelegt, aufgeforstet und Versorgungsstätten errichtet. Aber jetzt haben Enten und Gänse dafür gesorgt, dass sich Zerkarien gebildet haben. Kleine Saugwürmer sind das, die Hautausschlag und Juckreiz erzeugen können. Das ist zwar nicht gefährlich, aber lästig, hat das Gesundheitsamt festgestellt. Die Stadt hat deshalb am Ufer Warntafeln aufgestellt, was die Kioskbetreiber gar nicht beglückt, weil Enten und Gänse kein Eis kaufen. Ein direktes Badeverbot wurde gar für den Aquapark bei Moosburg erlassen. Dort ist am Ufer eine Lagerhalle abgebrannt und mit dem Löschwasser sind Gummi- und Brandrückstände in den Badeweiher gelangt. Ganz im Süden des Landkreises, am Hollerner See, scheint das Wasser in Ordnung zu sein. Aber dort herrscht dicke Luft. Eching und Unterschleißheim haben sich nämlich immer noch nicht einigen können, wie diese riesige Wasserfläche genutzt werden soll. Zum Glück finden die Auseinandersetzungen nur verbal statt, und es fliegen keine blauen Bohnen. Bleikugeln könnten nämlich auch noch dieses Badegewässer verunreinigen.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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