Kirchbergers Woche:Der Verkehr muss rollen

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Bei der Westtangente stehen zwei verschiedene Theorien zu ihrer künftigen Funktion auf dem Prüfstand

Von Johann Kirchberger

Die Vielflieger aus Sünzhausen, Kleinbachern und Pellhausen wird es freuen. Die Giggenhauser Straße soll jetzt doch noch an die Westtangente angeschlossen werden, so haben jetzt die Freien Wähler gefordert, damit auch alle Sünzhausener und Kleinbachener einmal ganz schnell zum Flughafen fahren können. Mit einer Stimme Mehrheit war 2007 im Freisinger Stadtrat der Beschluss gefasst worden, genau das zu verhindern und die Giggenhauser Straße nicht an das Wunderbauwerk anzuschließen. Von Artenschutz war seinerzeit die Rede und von der Zerschneidung eines Naturdenkmals. Und die Vöttinger sollten weniger stark belastet werden. Ein bisschen mag auch eine drohende Klage des bösen Bürgerforums eine Rolle gespielt haben, die das Projekt weiter verzögert hätte.

Nun aber ist alles anders, der Planfeststellungsbeschluss steht, die Tangente ist im Bau. OB Tobias Eschenbacher hat sogar schon den Auftrag für das Tunnelbauwerk vergeben. Vorgänger Dieter Thalhammer hatte 2007 bereits angekündigt, dass der Anschluss der Giggenhauser Straße nur aufgeschoben sei. Daran haben sich jetzt die Freien Wähler erinnert und die rasche Wiederaufnahme der alten Planungen gefordert. Zur Entlastung der Vöttinger Bürger. Wie bitte? Werden die jetzt entlastet oder belastet, oder was? Für einen Laien ist das nicht so leicht nachvollziehbar.

Tatsache ist, dass ein Flughafenzubringer möglichst wenig Zu- und Ausfahrten haben sollte, um seiner Funktion als Schnellstraße gerecht zu werden. Andererseits wird der teuren Westtangente die Aufgabe zugeschrieben, für eine Entlastung der Innenstadt zu sorgen. Da können viele Zu- und Ausfahrten, die den Verkehr vom Stadtkern auf die Umfahrung lenken, nur gut sein. Jetzt darf man gespannt sein, welche Theorie sich in der Praxis durchsetzt.

Eng verknüpft mit dem Bau der Westtangente ist das Schicksal von Allershausen. Dort nämlich wird befürchtet, im Verkehr zu ersticken, wenn erst einmal diese praktische Abkürzung von der A 9 zum Flughafen in Betrieb geht. Deshalb werden auch seit über 20 Jahren eine Verlegung der Autobahnausfahrt und der Bau einer Südumfahrung gefordert. Allershausen und die Nachbargemeinde Kranzberg konnten sich aber nie auf eine Trassenführung einigen. Als die Planung vor ein paar Jahren auch noch aus der Dringlichkeitsstufe 1 der staatlichen Planungen fiel, lag die Umfahrung endgültig auf Eis. So schien es. Doch jetzt hat Gräfelfing auf seine Ortsumfahrung verzichtet und Allershausen ist wieder dringlich. Die Planung könnte zur Baureife vorangetrieben werden, wenn, ja wenn sich die Gemeinden über den Trassenverlauf einigen könnten. Die Kranzberger Lösung ist vielleicht die elegantere, würde aber durch ein FFH-Gebiet führen. Da bräuchte man jetzt schon die direkte Unterstützung von Heimatminister Söder, dem Natur und FFH-Gebiete nicht so wichtig sind, wie er bei der Skischaukelei am Riedberger Horn bewiesen hat.

Das Staatliche Bauamt will aber nicht gleich seine stärkste Kanone in Stellung bringen und erst einmal eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung vornehmen. Danach wird wohl noch das Eggenbergerfelder Bauernballett befragt, denn Eggenberg wird stark tangiert, und irgendwann wird dann womöglich auch gebaut. Die Westtangente wird derweil schon Jahre in Betrieb und Allershausen vielleicht erstickt sein.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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