Kirchbergers Woche:Denglisch tut's auch

Lesezeit: 2 min

Es ist unbestritten wichtig, Sprachen zu lernen. Die Frage ist nur: welche?

Von Johann Kirchberger

Nun ist sie also endlich begeh- und beradelbar, diese wichtige Isarquerung von Lerchenfeld zur Kläranlage. Allerdings sind die Zuwege, speziell die durch die Isarau, noch nicht wirklich optimal, sodass sich die Wegstrecke von der Lerchenfelder Finkenstraße bis zum Neustifter Landratsamt um nur 100 Meter verringert hat, wie der Diplom-Mathematiker im Freisinger Stadtrat, Ulrich Vogl, errechnet hat. Das mag jetzt dem ein oder anderen wenig erscheinen, ist aber halb so tragisch, weil der "Isarsteg Nord" ein echtes Schnäppchen war. Schließlich gab es zu den Gesamtkosten von 2,2 Millionen Euro aus dem EU-Leaderprogramm einen fetten Zuschuss von 756 000 Euro, und auf so viel Geld konnte und wollte man natürlich nicht verzichten. Zudem ist der Brückenschlag innovativ und der verrostete Stahl fügt sich perfekt in die Auenlandschaft ein. Ein Vorzeige-Steg eben, "der in besonderer Weise Nachhaltigkeit, Naturschutz und modernes Design verbindet", wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner erkannt zu haben glaubt.

Allerdings darf der Steg zum Schutz der Insekten und Fledermäuse nicht beleuchtet werden, was ihn besonders in den Wintermonaten wohl nur bedingt nutzbar macht. Stellt sich die Frage, ob wenigstens Taschenlampen erlaubt sind. Und was ist mit den anderen Isarbrücken, muss auf denen bald auch auf die Beleuchtung verzichtet werden? Müssen womöglich die Autofahrer sogar das Licht ausschalten, wenn sie die Brücken passieren? Fragen über Fragen, es besteht dringender Aufklärungsbedarf.

Dringender Handlungsbedarf besteht dahin gehend, eine menschenwürdige Unterbringung für Asylbewerber zu organisieren. Turnhallen und Tragluftzelte bieten zwar Schutz vor Wind und Regen, können aber keine Dauerlösung sein. Daneben sei es enorm wichtig, heißt es, den Flüchtlingen beim Erlernen der Sprache zu helfen. Fast in allen Gemeinden gibt es deshalb Helferkreise, die sich nach Kräften bemühen, Versäumnisse des Staates auszugleichen. Das Diakonische Werk in Freising hat sogar ein Spendenkonto eingerichtet, um Sprachkurse finanzieren zu können. Das ist sicher richtig. Aber welche Sprache?

In Zeiten, in denen jeder mit einem Coffee-to-go zum Shoppen geht, zum Sale in die City rennt, weil das cool ist, OB Tobi Eschenbacher ein Bavarian BBQ gefällt, jeder mit High Speed surfen will Workshops abgehalten und Selfies mit dem Smartphone gemacht werden, eine dritte Startbahn aus dem Cashflow der FMG bezahlt wird und sich die Freunde in Facebook Happy Birthday und Good luck wünschen - soll man da den Flüchtlingen noch Deutsch beibringen? Die SPD-Landtagsabgeordnete Isabell Zacharias hat ganz zeitgemäß zu einer Veranstaltung mit Singer-Songwriter, Talkrunde und Get-together eingeladen. Welcome Refugees in Old-Germany, lernt eine neue Sprache, es muss nicht unbedingt Deutsch sein. Denglisch tut's auch.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: