Kirchbergers Woche:Den Sportlern wirds zu warm

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Auf den Plätzen und in den Hallen herrscht den Sommer über Ruh - und zur Sportgala kommen Rodler

Von Johann Kirchberger

Sind wir ein Volk der Wintersportler, vertragen wir keine Hitze? Basketballer, Handballer, Volleyballer und Tischtennisspieler beenden gerade ihre Saison und kämpfen erst wieder im Herbst um Punkte, Ringer und Eishockeyspieler sind schon lange fertig, die Fußballer bestreiten nur noch wenige Spiele und gehen spätestens Ende Mai in die Sommerpause, die zumindest bei den Jugendlichen bis Mitte September geht. Selbst die Schützen und die Schachspieler pausieren.

Bei der Gala des Freisinger Sports am vergangenen Wochenende waren als Stargäste Bobfahrer und Rodler zugegen, mit dem Club-Award wurden die Eishockeyspieler ausgezeichnet. Sieht man einmal von den Tennisspielern ab, die witterungsbedingt erst im Mai ihre Kurzsaison starten, herrscht auf den Plätzen und in den Hallen im Landkreis den Sommer über Ruhe. Die Sportler liegen am Badeweiher oder sitzen im Biergarten. Sogar die Bundeswehr soll ja jetzt angeblich eine Sommerpause in Erwägung ziehen, weil bei Hitze das Sturmgewehr G36 zu heiß wird und die Soldaten ihre Ziele nicht mehr treffen. Eins aber ist sicher: der nächste Winter kommt bestimmt, und wenn es stürmt und schneit ist es vorbei mit der Gemütlichkeit.

Recht holprig gestaltet hat sich der Start eines Freisinger Jugendparlaments, was aber nichts mit dem Sommer zu tun hat. Nur sieben statt der erwarteten 20 Parlamentarier waren zur ersten Sitzung gekommen. Als Grund wurde das mangelnde Interesse der Schulen angegeben und die Tatsache, dass die Stadt das Höchstalter auf 20 Jahre festgelegt hat. Doch sieben von 20 ist ja eigentlich gar nicht so schlecht, zieht man als Vergleich den Deutschen Bundestag heran. Dort gibt es 631 Abgeordnete - und an den Parlamentssitzungen nehmen oft gerade einmal 30 teil. Die anderen haben angeblich Wichtigeres zu tun. Wichtigeres? Sind die Abgeordneten nicht deshalb nach Berlin geschickt worden, um das Volk im Bundestag zu vertreten? Da sollte sich niemand mehr über das geringe Interesse an Wahlen beklagen. Die Bürger, so scheint es, haben eben an den Wahltagen auch Wichtigeres zu tun.

Manchmal sind es drei, am vergangenen Samstag waren es zwölf Neo-Nazis, die in der Freisinger Innenstadt von 120 Gegendemonstranten empfangen und von vielleicht 150 Polizisten beschützt wurden und erst dadurch die Aufmerksamkeit fanden, die sie sich erhofften. Wäre es da nicht besser, Auftritte dieser Hohlköpfe zu ignorieren? Wehret den Anfängen, heißt es. Und deshalb ist es wohl wichtig und richtig, dem braunen Gesocks entgegenzutreten, mit Trillerpfeifen deren Kundgebung zu stören und auf Transparenten klar zu machen: Freising ist bunt, Freising will keine Nazis. Allerdings wissen das diese Gestalten ohnehin, das stört sie auch nicht. Sie genießen es geradezu, als mickriger Haufen die Aufmerksamkeit so vieler Demonstranten und Polizisten zu finden und lachen sich ins Fäustchen, beziehungsweise ins ausgestreckte Händchen.

Was wäre eigentlich, wenn die Bereitschaftspolizisten in ihren Kasernen blieben? Womöglich würden sich die braunen Kameraden ohne ihre Beschützer gar nicht in die Stadt trauen. Aber sie einfach davonzujagen, das geht leider nicht. Das Demonstrationsrecht gilt nun mal für alle und muss - auch wenn das manchmal nur schwer zu ertragen ist - notfalls polizeilich geschützt werden.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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