Kaum wahrnehmbar:Blätterrauschen im Wald

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Anwohner befürchten Lärmbelästigungen durch die Gasturbine, die im Zollinger Kraftwerk geplant ist. Der Projektleiter versucht, die Bedenken zu zerstreuen

Von Katharina Aurich, Haag/Zolling

Die Geräusche, die die geplante Gasturbine im Kohlekraftwerk Anglberg bei Zolling verursachen könnte, beunruhigen die Anwohner. Während einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend in Haag beschrieb Christian Enste, Projektleiter beim Engie-Kraftwerk Zolling, das Vorhaben und versuchte, die Bedenken zu zerstreuen.

Mit auf dem Podium saßen Herrmann Homann, Leiter Genehmigungen und Netzthemen des Engie-Konzerns, sowie Bernd Franke, wissenschaftlicher Direktor des Ifeu-Instituts, das im Auftrag von Engie die Genehmigungsunterlagen für die Gasturbine bei der Regierung von Oberbayern erstellt. Als Diskussionsleiter fungierte der ehemalige Moderator des Bayerischen Rundfunks, Ernest Lang.

Der Standort Zolling eigne sich optimal, um hier eine Gasturbine zu bauen, denn es kreuzten sich im Ampertal die Gasleitung der Bayernwerke und eine leistungsstarke Hochspannungsleitung, sagte Homann. Außerdem wolle Engie den Standort Zolling erhalten. Da es abzusehen sei, dass die Stromerzeugung aus der Kohle ein Auslaufmodell ist, suchten die Kraftwerksbetreiber nach neuen Geschäftsfeldern. Neben einer Klärschlammtrocknungsanlage soll nun auch aus Erdgas Strom produziert werden. Die Turbine würde auf dem Kraftwerksgelände an der Stelle gebaut, auf der die früheren, abgerissenen Blöcke eins bis vier standen. Allerdings würde sie nur hochgefahren, wenn nicht genug regenerativ erzeugter Wind- oder Solarstrom im Netz zur Verfügung stehe. Denn es werde keine Stromerzeugungs-, sondern eine Netzstabilisierungsanlage, schilderte Projektleiter Enste.

Dieser Punkt interessierte die Zuhörer besonders. Georg Kern wollte wissen, wie laut die Turbine genau sei, wenn sie auf Volllast laufe und wenn sie hoch- und wieder heruntergefahren werde: "Ist das ein Geräusch wie ein Tinnitus?" Gutachter Franke berichtete, dass die Turbine einen Schallschutz erhalte, wenn Grenzwerte überschritten würden. Da der Wind meistens aus Westen wehe, gelangten die Emissionen wie Schadstoffe oder eben auch Geräusche aus dem Kraftwerk, das auf Zollinger Gemeindegebiet steht, in die Ortschaft Haag und dort zuerst in das Wohngebiet "In der Mulde". Herbert Bernhardi von der Ifeuka (Interessensgemeinschaft für ein umweltfreundliches Kraftwerk Anglberg), der dort wohnt, hakte nach und fragte, um wie viele Dezibel sich der Messpegel erhöhe, wenn alle Anlagen am Standort Anglberg liefen und welche Frequenz dieser Lärm habe. Das wisse man noch nicht, es würde dann in den Antragsunterlagen stehen, sagte Franke. Klar sei aber, dass die Schallwerte durch die zusätzliche Anlage nicht niedriger würden. Das Geräusch der Turbine sei etwa wie das Blätterrauschen im Wald, beschrieb Projektleiter Enste. Man werde es hören, wenn die Turbine laufe.

Für die Genehmigungsunterlagen erstelle das Ifeu-Institut jetzt eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Darin gehe man von einer vollen Auslastung der Gasturbine aus, es würden trotzdem sämtliche Grenzwerte unterschritten, betonte Franke. Die Anlage werde voraussichtlich nur an einigen Wochen im Jahr und dann vermutlich auch nicht immer auf Volllast laufen. Ende März 2018 sollen die Unterlagen bei der Regierung eingereicht werden. Anschließend würden die Pläne öffentlich ausgelegt und die Anwohner könnten ihre Einwendungen vorbringen, informierte der Projektleiter. Er gehe von einem siebenmonatigen Genehmigungsverfahren mit einer positiven Entscheidung aus.

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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