Junge Leute aus aller Welt kommen nach Freising:Perfekte Völkerverständigung

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Der internationale Studiengang für Landschaftsarchitektur an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf besteht seit 15 Jahren

Von Katharina Aurich, Freising

Mit Menschen aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, ist in vielen Berufen noch ungewöhnlich, in der Landschaftsarchitektur aber schon weit verbreitet. Immer mehr Büros verwirklichen Projekte im Ausland und auf anderen Kontinenten, schildert Professorin Ingrid Schegk von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Sie leitet mit Kollegen von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen den "International Master of Landscape Architecture"(IMLA), in dem sich junge Landschaftsarchitekten und Stadtplaner aus der ganzen Welt, die ihren Bachelor in der Tasche haben, mit einem Master weiter qualifizieren. Dieser besondere Studiengang feierte kürzlich sein 15-jähriges Bestehen.

Die Studenten aus aller Herren Länder lernen, mit den unterschiedlichsten Kompetenzen umzugehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Teilnehmerzahl sei von anfangs bis zu 15 auf jetzt 30 aus 20 Nationen angewachsen, die Nachfrage viel größer als die angebotenen Plätze, so Schegk. In ihren Abschlussarbeiten, der "Master-Thesis" bearbeiten die jungen Leute meist Projekte in ihrer Heimat - auch, um dann dort beruflich Fuß zu fassen. Im aktuellen Jahrgang entsteht ein Radwegekonzept für Kolumbiens Hauptstadt Bogota. Ein anderes Team, bestehend aus zwei Belgiern, einem Italiener und einem Ägypter, beschäftigte sich im Vorjahr mit einer funktionslos gewordenen historischen Baumschule auf Korsika und entwarf, vom Botanischen Garten bis hin zum Freilufttheater, unterschiedliche Konzepte für dieses Gelände als touristischem Anziehungspunkt, schildert Schegk. Eine junge Studentin aus Amman in Jordanien hat sich den unzähligen, uralten Treppen der Stadt gewidmet, die teilweise in öffentlichem, teilweise in privatem Besitz sind und langsam verfallen oder nur notdürftig repariert werden. Sie erarbeitet ein Konzept, die Treppen zu erhalten, zu begrünen und sie vor allem für die Allgemeinheit wieder nutzbar und als öffentlichen Aufenthaltsraum attraktiv zu machen. In einem weiteren Projekt beschäftigt sich ein Landschaftsarchitekturstudent mit der Siedlungsstruktur Riads, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, in der es kaum Grün gibt. Mit seinem Konzept der "Grünen Infrastruktur" will er mehr Pflanzen in die Stadt bringen, welche die Luft verbessern und Schatten spenden.

Professorin Ingrid Schegk unterrichtet Landschaftsarchitektur. (Foto: Marco Einfeldt)

Landschaftsarchitektur sei ein Querschnittsfach, sagt Schegk, das sich nicht darauf beschränke, "einen netten Garten zu entwerfen." Sie interessiere vielmehr die Frage, die Oberfläche der Welt zusammenzuhalten, das Land zu nutzen - und das natürlich in globalem Zusammenhang. "Es reicht nicht, wenn man sich nur um daheim kümmert", sagt sie überzeugt. Mit dem IMLA-Studiengang werden die jungen Leute für Führungsaufgaben in ihren Heimatländern, aber auch in Deutschland qualifiziert, sie werden befähigt, grenzüberschreitend zu arbeiten, sagt die Professorin. Der Studiengang besteht aus vier Säulen, dem Planungs- und Projektmanagement, den Planungs- und Designmethoden, Datenverarbeiten sowie dem internationalen Planen und Entwerfen. Ein großer, prüfungsrelevanter Teil seien die praktischen Arbeiten, beschreibt Schegk. Als der Studiengang neu war, wurde in einigen Fächern auf Deutsch gelehrt, heute wird grundsätzlich Englisch gesprochen.

Die Teilnehmer brächten unterschiedliche Voraussetzungen mit, dies sei aber ein Gewinn, denn während des Studiums lernten sie, wie man mit unterschiedlichen Kompetenzen umgehe, schildert die Hochschullehrerin. Für manche Studenten sei die Finanzierung dieses Jahres in Freising natürlich nicht einfach, viele erhielten aus ihrem Heimatland ein Stipendium, aber auch das Akademische Auslandsamt unterstütze die Teilnehmer.

Dieser Studiengang sei nicht nur fachlich verbindend und bereichernd, sondern die perfekte Völkerverständigung, findet Schegk. Wenn es sprachlich nicht weiter gehe, kommunizierten die jungen Leute beim Zeichnen oder beim gemeinsamen Feiern. Man lerne andere Kulturen hautnah kennen, was es zum Beispiel bedeute, beim Ramadan tagsüber nichts zu essen und man lerne vor allem auch Rücksicht zu nehmen, beschreibt Schegk die Stimmung. Ihr mache es viel Freude, an dieser weltoffenen Studentengeneration teilzuhaben, denn als sie vor mehr als 30 Jahren mit dem Studium begann, war man auch aufgrund der wesentlich begrenzteren Möglichkeiten noch viel zögerlicher und zu ängstlich, um eine Zeit lang im Ausland zu studieren.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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