Jugendamt zieht Bilanz:Werte vermitteln

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Das "Netzwerk frühe Hilfe" hilft werdenden Eltern, die darüber nachdenken, ihr Kind zur Adoption frei zu geben. Das gelingt immer besser. Auch mit der Betreuung der jungen Flüchtlinge hat das Jugendamt viel zu tun

Von Peter Becker, Freising

Die Zahlen von erfolgreich verlaufenen Adoptionsvermittlungen sind im Landkreis sind rückläufig. Das meldet das Amt für Jugend und Familie am Freisinger Landratsamt in seinem Jahresrückblick. Das gilt sowohl für das Inland als auch für das Ausland. Den Grund dafür sieht das Jugendamt in der erfolgreichen Arbeit des Netzwerks der frühen Hilfen. "Die dort vermittelten Werte in Bezug auf das Zusammenleben als Familie erzeugen häufig ein Umdenken bei werdenden Eltern", heißt es im Jahresbericht.

Die beiden Landkreise Freising und Erding kooperieren seit Längerem miteinander und bilden eine gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle. Zu den Aufgaben der Mitarbeiter gehört es unter anderem, Neubewerber für Adoptionen zu überprüfen. Adoptierten mittleren Alters helfen sie beim Aufspüren von Familienangehörigen. 784 Fälle sind im Bereich der Unterhaltsberatung/Beistandschaften am Jugendamt in Bearbeitung. 2017 wurden bislang 606 Urkunden für Unterhalt, Vaterschaft und Sorgeerklärung erstellt. 125 Vormundschaften und Ergänzungspflegschaften sind aufgelistet.

Davon betreffen nach Angaben des Jugendamts etwa 60 Prozent die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. 60 Vormundschaften sind beendet. Der häufigste Grund dafür ist, dass die betreuten Personen ihre Volljährigkeit erreicht haben. Im Bereich der Beistandschaften stehen zum Jahreswechsel eine Erhöhung des Kindergeldes sowie des Unterhalts bevor. Das bedeutet viel Arbeit für die Mitarbeiter, denn die betreffenden Elternteile müssen alle angeschrieben und über die Änderungen informiert werden. Unterhaltspflichtige gilt es darauf hinzuweisen, ihre Zahlungen dementsprechend anzupassen.

Viel Arbeit bereiteten im Jahr 2017 die Vaterschaftsanerkennungen und Sorgeerklärungen für Flüchtlinge mit ungeklärter Identität und fehlendem Nachweis der Eheschließung. Dabei ist jeweils eine Beurkundung mit Dolmetscher notwendig. Die Urkunden seien aufwendig mit allen vorhandenen Personalien zu ergänzen, heißt es aus dem Landratsamt. Diese Prozedur erfordere den dreifachen zeitlichen Aufwand im Vergleich zu einer "normalen Beurkundung".

Seit dem 1. Juli 2015 gibt es den Fachdienst für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge am Jugendamt. Das Landratsamt hatte seinerzeit mit dessen Einrichtung auf die drastisch steigenden Flüchtlingszahlen reagiert. Der Fachdienst betreut die jungen Menschen in Zusammenarbeit mit Fachkräften von Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen zur beruflichen und sozialen Integration. Auf der Anbindung zur Berufsschule liege ein Hauptaugenmerk, heißt es im Jahresbericht. Nachdem eine Entscheidung zum weiteren Aufenthalt gefallen ist, gelte es, die verschiedenen Perspektiven hinsichtlich der Ausbildung zu klären. Die Aufgaben des Fachdienstes liegen in bei der Alterseinschätzungen von Jugendlichen, der Inobhutnahme, Mitteilungen an die Regierung von Oberbayern, dem Suchen von Anschlussmaßnahmen in der Jugendhilfe, der Organisation von Transfers, Kooperation mit anderen Behörden wie Polizei, Ausländeramt, Sozialamt, Stadtjugendamt München sowie den Jugendhilfeeinrichtungen.

Der Fachdienst Eingliederungshilfen im Jugendamt versucht, von einer seelischen Behinderung betroffenen Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen sowie deren Familien eine Basis im gesellschaftlichen Zusammenleben zu ermöglichen. Ein Schwerpunkt in 2017 lag laut Jahresbericht bei der Erarbeitung einer neuen Konzeption zur Schulbegleitung. Bei einer seelischen Behinderung kann ein Begleiter den Schulbesuch gewährleisten und so die Teilhabe am sozialen Miteinander sichern.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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